Postagenturen sollen künftig mehr bieten
Während die Alternativen für die Poststelle Obersaxen geprüft werden, will eine Kommissionsmotion in Bern das Angebot der Postagenturen erweitern.
Während die Alternativen für die Poststelle Obersaxen geprüft werden, will eine Kommissionsmotion in Bern das Angebot der Postagenturen erweitern.
Die Gewohnheiten der Postkunden ändern sich. Elektronische Kommunikation, höhere Mobilität, weniger Postschalterkunden – der erklärende Hinweis ist seit geraumer Zeit derselbe, wenn die Schweizerische Post Schliessungen oder Überprüfungen im Poststellennetz ankündigt. Die aktuellste Meldung vom Donnerstag betrifft die Poststelle Obersaxen. Weil die Nutzung sich «auf tiefem Niveau» bewege, seien Gespräche mit den Gemeindebehörden im Gange, «um gemeinsam neue Lösungen für die Postversorgung zu prüfen», heisst es in der Mitteilung. Denkbar seien etwa eine Postagentur oder die Einführung eines Hausservices, «Entscheide sind noch keine gefallen».
Wie der Poststelle Obersaxen ist es bereits vielen ergangen – und es werden noch viele dazukommen. im Oktober teilte die Post mit, bis 2020 bis zu 600 ihrer derzeit 1400 Postfilialen im Land zu schliessen; sie sollen mit Postagenturen oder anderen Angeboten ersetzt werden. In diesem Zusammenhang sind gerade Gespräche zwischen der Post und den Kantonen im Gang.
Die Post gehört zu 100 Prozent dem Bund – es ist also ihr Auftrag, dem Volk zu dienen.
Martin Candinas, Bündner CVP-Nationalrat
Derweil hat sich die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats in Bern mit dem Service public auseinandergesetzt, namentlich mit der Postgesetzgebung.
Candinas: «Ich denke weiter»
Wenn es nach der Kommission geht, sollen die Leistungsanforderungen an das Netz von Poststellen und -agenturen erhöht werden. So sieht es eine Motion vor, die die Kommission mit 20:2 Stimmen überwiesen hat. Damit soll die Erreichbarkeit von Poststellen und -agenturen in den Regionen besser gewährleistet und der Leistungskatalog der Agenturen ausgebaut werden.
Gemäss aktueller Regelung könne die Post eine schlechtere Erreichbarkeit in einer Randregion etwa mit der in einer Grossstadt kompensieren. Dennoch: «Die Erreichbarkeit ist heute gut und ich glaube nicht, dass die Post Stand heute ihr Netz ausbauen müsste, um den Anforderungen zu entsprechen», sagt Kommissionsmitglied Martin Candinas. Wieso dann die Motion? «Ich denke weiter», so der Bündner Nationalrat. So wie heute die Poststellen unter Druck stehen, werde es bald auch den Postagenturen ergehen, ist er überzeugt. Um einer allfälligen «Salamitaktik» beim Postnetz vorzubeugen, müssten bereits heute die nötigen Pflöcke eingeschlagen werden. Zudem müsse auch angesichts des Trends weg von Poststellen hin zu den Agenturen eine gewisse Grundversorgung gewährleistet sein. «Die Post gehört zu 100 Prozent dem Bund – es ist also ihr Auftrag, dem Volk zu dienen», betont Candinas, der in der Post zunehmend «wirtschaftsliberale» Tendenzen wahrnimmt. Der Service public dürfe nicht abgebaut werden, sagt Candinas. «Es kann nicht sein, dass einer keine Post-Dienstleistungen beanspruchen kann, nur weil er am falschen Ort wohnt.»
Medienmitteilung: Postdienstleistungen müssen zukünftig schneller erreichbar sein! https://t.co/ZSn0MG6Fq8 @martin_candinas @Violapamherd pic.twitter.com/mJpkgrPeDk
— CVP PDC PPD PCD (@CVP_PDC) 14. Februar 2017
Post: «Nicht zielführend»
Was hält man bei der Post von diesen Forderungen? «Die Post wird die Motion im Rahmen der ordentlichen Behandlung im Parlament kommentieren», sagt Mediensprecher Oliver Flüeler. Vorneweg aber so viel: Die Post erachte «gesetzliche Anpassung der Erreichbarkeitskriterien als nicht zielführend». Viel mehr sollen «regionale Bedürfnisse subsidiär in unsere Netzplanung Eingang finden», sagt er mit Verweis auf laufenden Dialog mit den Kantonen. (gmd)
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