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Schertenleib: «Ganz Davos verliert»

Das Bundesgerichtsurteil zu den Öffnungszeiten des Restaurants «Bolgen Plaza» in Davos sorgt in den Sozialen Medien für viel Wirbel. Der Tenor: ein unverständlicher Entscheid. «Südostschweiz Online» hat auf den Davoser Strassen nachgefragt und mit dem betroffenen Wirt und den Bergbahnen gesprochen.

Südostschweiz
19.10.16 - 20:35 Uhr
Ereignisse

Der Schock sitzt bei Werner Seiler tief. Das Bundesgerichtsurteil vom Dienstag kann er kaum fassen. Die Richter in Lausanne haben einem Zweitwohnungsbesitzer in Davos recht gegeben und damit die Öffnungszeiten des Restaurants «Bolgen Plaza» von heute 23 Uhr auf 19 Uhr beschränkt.

Das Restaurant liege in einer landwirtschaftlichen Zone – damit müssten die Öffnungszeiten an den Wintersportbetrieb angepasst und damit auf 19 Uhr beschränkt werden. Der Kläger, ein Anwohner, störte sich unter anderem an der Lärmbelästigung, da das Restaurant für Aprés-Ski und Partys genutzt wird.

Gutes Verhältnis – nur nicht mit dem Kläger

Seiler versteht weder den Entscheid, noch die Klage. Er müsse nun schauen, ob das Restaurant im Sommer überhaupt noch offen habe. Man könne dies erst nach dem kommenden Winter beurteilen. Das Verhältnis zu seinen Nachbarn sei eigentlich ein gutes gewesen – ausser mit dem Kläger. Dieser sei in den letzten Jahren aber kaum anwesend gewesen. Er habe alles unternommen, dass die Lärmbelästigung möglichst gering sei. Sein Restaurant sei nicht nur eine Festhütte, betont Seiler. 

Werner Seiler im Interview mit TV-Reporter Rinaldo Krättli

Dies bestätigt auch Vidal Schertenleib von den Davos Klosters Bergbahnen. Die Bergbahnen AG ist die Besitzerin des Lokals. Gemäss Schertenleib ist es ein Treffpunkt für alle. Die neuen Öffnungszeiten seien sehr bedauerlich. Es werde schwierig, diesen Entscheid den Gästen klarzumachen.

Nicht nur das Lokal verliere in diesem Falle, sondern die ganze Gemeinde, betont Schertenleib. Man werde nun an kommenden Sitzungen den Fall und das weitere Vorgehen besprechen. Bundesgerichtsurteile müsse man aber respektieren. Doch: Auch wenn es sich um eine Landwirtschaftszone handle, das Urteil sei praxisfremd.

Vidal Schertenleib im Interview mit TV-Reporter Rinaldo Krättli

Kopfschütteln

Kein Verständnis für das Urteil hat auch Reto Branschi, CEO der Tourismusorganisation Davos Klosters. Man habe mit Lärmmessungen und den Öffnungszeiten bis 23 Uhr schliesslich bereits alles Mögliche gemacht. Es herrsche im Dorf absolutes Unverständnis. «Es ist wahnsinnig, wie das Bedürfnis eines Einzelnen über das Bedürfnis von unzähligen Personen gestellt werden kann», so Branschi. Wie gross die Auswirkungen auf den Tourismus seien, sei derzeit noch nicht abschätzbar. Einige Touristen würden aber bestimmt die Destination wechseln. Auch eine Umfrage auf den Strassen in Davos zeigt. Die Bewohner können den Gerichtsentscheid nicht nachvollziehen.

Umfrage in Davos

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