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Eine ganz besondere Jagd

Die Jagd ist ein vieldiskutiertes Thema. So wird heute auch die Debatte zum neuen Jagdgesetz im Grossen Rat mit grosser Spannung erwartet. Wir legen den Fokus zunächst aber auf eine spezielle Form der Jagd - auf die Steinbockjagd, die gerade «Saison» hat.

Südostschweiz
17.10.16 - 09:47 Uhr
Ereignisse

Sie ist ein Privileg, die Jagd auf das Bündner Wappentier. Die Vorschriften und Regeln kompliziert. Peter Marugg ist 66-jährig und seit fast 50 Jahren Bündner Jäger, als er im Frühjahr 2015 Glück hat. Er erhält grünes Licht für die Jagd auf den «König der Berge». «Endlich hat das Warten ein Ende, ich freue mich sehr», sagt er. Pro Jahr werden rund 250 Jäger zur Steinbockjagd zugelassen. Im Vergleich dazu: Über 5'500 Jägerinnen und Jäger lösen jedes Jahr ein Hochjagdpatent für die Jagd auf das Reh-, Gams- und Hirschwild im September. Die Grösse der Steinbock-Kolonien bestimmt die Anzahl an zugelassenen Jägern. Die Wildhüter teilen die entsprechenden Gebiete zu, in welchen die Jäger pro Jahr insgesamt rund 500 Tiere erlegen.  

Alte Jäger – grosse Böcke  

Jeder Jäger darf sich für ein Wunschgebiet anmelden. Peter Marugg sucht sich ein Gebiet in seiner Heimatgemeinde Klosters aus. «Ich kenne mich hier bestens aus und möchte diesen Heimvorteil auch geniessen können.» Wie alle anderen, musste sich auch der Klosterser zehn Jahre gedulden, ehe er sich wieder anmelden durfte. «Diese Wartezeit nimmt jeder gerne in Kauf. Gerade deshalb hat die Steinbockjagd einen einmaligen Charakter», sagt er vor seiner dritten Steinbockjagd im Herbst.  

Sie soll die Krönung seiner Jagdkarriere werden. Er darf nämlich einen grossen, alten Bock erlegen. «Diese stolzen Tiere nur schon zu beobachten, beeindruckt mich zutiefst.» Das System der Steinbockjagd belohnt die alten Jäger mit der Möglichkeit auf eine grosse, begehrte Trophäe. Peter Marugg darf einen über elf-jährigen Steinbock schiessen. (vgl. Tabelle unten) Die Böcke der jüngeren Kategorien hat er bereits auf seinen ersten beiden Jagden nach dem Bündner Wappentier erlegt.

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Noch vor der Bockjagd muss aber jeder Jäger eine Steingeiss überlisten. Diese muss keiner bestimmten Alterskategorie angehören, darf aber kein Kitz führen. Sobald die Geissjagd erfolgreich war, geht die Suche nach einem passenden Bock los. Das Alter der Böcke bestimmen die Jäger mit Hilfe der Optik und ihrer Erfahrung. An den Hörnern kann ein geschulter Jäger abzählen, wie alt das Tier ist. «Als Jäger bist du nie zu 100 Prozent sicher», sagt Peter Marugg. Durch häufiges Beobachten habe er sich die entsprechende Erfahrung angeeignet.  

Delikatesse auf dem Teller

Insgesamt hat der Jäger im Monat Oktober 21 Tage Zeit, um zuerst eine Geiss und dann einen Bock zu erlegen. Hat er innerhalb dieser drei Wochen keinen Erfolg, muss er wieder zehn Jahre warten - bis zur nächsten Gelegenheit. Das begehrte Fleisch kommt also nur selten auf den Teller einer Jägerfamilie. Noch seltener werde es weiterverkauft, sagt Peter Marugg. «Es ist eine absolute Delikatesse», sagt auch Wildbiologe Hannes Jenny. Peter Marugg zieht einen Vergleich für Nichtkenner: «Von allen Wildtieren kommt das Fleisch des Steinbocks dem Rindfleisch am nächsten.»

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