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Prähistorische Keramik verbreitete sich durch Ideenaustausch

Die prähistorischen Glockenbecher haben sich in Teilen Europas durch kulturelle Überlieferung verbreitet und nicht nur über Migrationsströme. Zu diesem Schluss kommen internationale Forschende mit Genfer Beteiligung.

Agentur
sda
21.02.18 - 19:00 Uhr
Wirtschaft
Fundstücke aus der Grabstätte Petit-Chasseur in Sitten, die aus der Glockenbecherkultur stammen. Das prähistorische Tongefäss war in weiten Teilen Europas verbreitet.
Fundstücke aus der Grabstätte Petit-Chasseur in Sitten, die aus der Glockenbecherkultur stammen. Das prähistorische Tongefäss war in weiten Teilen Europas verbreitet.
Universität Genf

Glockenbecher waren am Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit von etwa 2750 bis 2500 vor Christus in fast ganz Europa verbreitet, bevor die verzierten, glockenförmigen Tongefässe zwischen 2200 und 1800 vor Christus wieder verschwanden. Auf welche Art sich die prähistorische Keramik ausbreitete, ist noch nicht genau geklärt.

Eine Möglichkeit ist, dass umherziehende Menschen die Glockenbecher in neue Regionen mitgebracht haben. Andererseits kann es sein, dass die Verbreitung durch kulturelle Überlieferung nach und nach vonstatten ging, wie die Forscher um David Reich von der US-Universität Harvard in der Fachzeitschrift «Nature» berichten.

Genaue Datierung

Die Wissenschaftler untersuchten die DNA-Variationen von 226 Gebeinen, die von 136 Glockenbecher-Fundorten in zwölf Ländern stammten - unter anderem auch von der Fundstätte Petit-Chasseur bei Sitten. Von der genetischen Durchmischung konnten sie auf die Migrationsbewegungen schliessen.

Eine Herausforderung war es, die Gebeine genau zu datieren, um sie der Glockenbecherkultur zuordnen zu können. Hier kam das archäologische Labor der Universität Genf zum Zug, wie Marie Besse in einer Mitteilung erklärt. Die Professorin für Prähistorische Archäologie und Anthropologie ist auf dieses Zeitalter spezialisiert.

DNA fast komplett erneuert

Die Ergebnisse haben die Forscher erstaunt. So zeigte sich, dass es auf der iberischen Halbinsel und auf dem Gebiet des heutigen Frankreich keine grossen Migrationsbewegungen gegeben hatte. Denn die Erbmasse der untersuchten Gebeine aus der Blütezeit der Glockenbecherkultur und aus der Epoche davor ähnelt sich. Es gab also keine genetische Auffrischung, was typisch für Migration wäre.

Anders verhält es sich in Grossbritannien, wo die Wissenschaftler eine dramatische DNA-Erneuerung feststellten. Etwa ab 2450 vor Christus brachten Zuwanderer aus Zentraleuropa neues Genmaterial auf die britische Insel. Nach wenigen Jahrhunderten wurden 90 Prozent der indigenen Bevölkerung von Europäern verdrängt.

Während der Glockenbecher seinen Weg also mit den Einwanderern auf die britische Insel fand, war dies im heutigen Spanien anders. Dort übernahmen die Ansässigen die Art Keramik herzustellen durch kulturelle Überlieferung.

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