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Economiesuisse: Dank Digitalisierung Schüler individuell fördern

In der Bildung könnte laut dem Wirtschaftsverband Economiesuisse eine Revolution bevorstehen: Mit digitalen Hilfsmitteln liesse sich die Schule neu organisieren - dies würde grosse Möglichkeiten für einen individualisierten Unterricht auf breiter Front eröffnen.

Agentur
sda
09.02.18 - 10:00 Uhr
Politik
Die Digitalisierung ermöglicht einen individualisierten Unterricht auf breiter Front: Dank Computer und Tablets stehe im Bildungsbereich eine grosse Revolution bevor, glaubt der Wirtschaftsverband Economiesuisse. 
 (Archivbild)
Die Digitalisierung ermöglicht einen individualisierten Unterricht auf breiter Front: Dank Computer und Tablets stehe im Bildungsbereich eine grosse Revolution bevor, glaubt der Wirtschaftsverband Economiesuisse. (Archivbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Die individuelle Förderung könne dank den neuen technischen Optionen «erstmals mit einem machbaren Aufwand für die Lehrkräfte realisiert werden», führte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch gemäss einer Mitteilung am Freitag in Zürich aus.

Die Digitalisierung ermögliche eine Aufweichung der Stammklassen. Damit könnte den grossen Leistungsdifferenzen innerhalb eines Jahrgangs in Erstsprache und Mathematik besser Rechnung getragen werden.

Trotz dieser Entwicklung würden weder Schule noch Lehrer überflüssig, sagte Minsch. Das Klassenzimmer könne nicht in die virtuelle Welt ausgelagert werden. Sozialkompetenzen werden vor allem im physischen Austausch mit anderen Kindern und mit Lehrerinnen und Lehrern entwickelt.

«Gerade weil die Digitalisierung einen so weitreichenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einfluss hat, brauchen die Kinder auch virtuelle Auszeiten.» Laut dem Wirtschaftsverband braucht es deshalb einen pragmatischen, aber doch professionellen Umgang mit der Digitalisierung im Schulbereich.

Kein Volk von Programmierern

Der Wirtschaftsverband forderte an seiner Medienkonferenz zum Thema «Herausforderungen und Chancen für die Schule durch Digitalisierung» im Weiteren, dass die Volksschule keine Abstriche beim Erlernen der Erstsprache und beim Mathematikunterricht vornehmen dürfe.

Ohne ausreichende Kenntnisse sei ein selbstbestimmtes, eigenständiges Leben nur schwierig möglich, heisst es in den Unterlagen. «Auch ein lebenslanges Lernen setzt ausreichende Kompetenzen in diesen Basisfächern voraus.»

Da Informatikkenntnisse immer wichtiger werden, verlangt economiesuisse zudem die konsequente Umsetzung des Lehrplans 21. «Beim Programmieren werden grundlegende Fertigkeiten erworben, die weit über einzelne Tastaturbefehle hinausgehen», sagte Matthias Kaiserswerth, Mitglied der Bildungs- und Forschungsgruppe von Economiesuisse.

Oberstes Ziel müsse es sein, in den Schülern das Interesse und die Neugierde zu wecken und zu erhalten. «economiesuisse verlangt zwar nicht, dass die Schweizer ein Volk von Programmierern werden.» Aber alle sollten verstehen, wie ein Computer oder Roboter funktioniere.

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Die Forderungen von Economiesuisse, dem die globalen Konzerne mit Sitz in der Schweiz angehören, sind nichts Neues. Schon bei der Gründung der globalen Wirtschaftsorganisation OECD 1961 war der Totalumbau der nationalen Bildungssysteme das Haupttraktandum. Die europäischen Mitgliedstaaten wurden vom Gründungspräsidenten, einem hohen Funktionär der US-Regierung, aufgefordert, ihre Bildungssysteme gemäss amerikanischem Vorbild umzubauen, obschon das US-Bildungssystem schon damals ein tiefes Niveau hatte. Es erstaunt nicht, dass Economiesuisse die konsequente Umsetzung des Lehrplans 21 fordert. Dieser basiert gemäss den „Grundlagen für den Lehrplan 21“ auf der „Kompetenzorientierung“ nach Weinert. Der deutsche Psychologe Franz Weinert hat diese Art neoliberaler „Kompetenzorientierung“, die auf der Unterrichtsebene das individualisierte, „selbstgesteuerte Lernen“ am Computer beinhaltet, 1999 für die OECD geschaffen. Nicht nachvollziehbar ist, dass kapitalismuskritische Linksparteien ebenfalls für den Lehrplans 21 sind, obschon mit ihm eine alte Forderung der globalen Konzerne in Erfüllung geht, mit der die globalen Umsätze massiv gesteigert werden können. Was gleichzeitig für die Volksschule ein Bildungsabbau in Richtung amerikanisches Niveau bedeutet.

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