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«Ich sehe keine Baustellen, sondern grosse Erneuerung»

Die Glarner Katholikinnen und Katholiken haben einen neuen Präsidenten: Martin Leutenegger. An seinem neuen Amt reizt ihn vor allem die Ökumene.

Südostschweiz
18.11.22 - 04:30 Uhr
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Der Neue: Martin Leutenegger ist seit Dienstag der Präsident der katholischen Landeskirche des Kantons Glarus.
Der Neue: Martin Leutenegger ist seit Dienstag der Präsident der katholischen Landeskirche des Kantons Glarus.
Archivbild Sasi Subramaniam

mit Martin Leutenegger sprach Jacqueline Straub*

Herr Leutenegger, am Dienstag Abend wurden Sie mit grosser Mehrheit zum Präsidenten der katholischen Landeskirche in Glarus gewählt. Warum haben Sie kandidiert?

Martin Leutenegger: Ich wurde für das Amt des Präsidenten vom Ausschuss der katholischen Landeskirche Glarus angefragt. Ich habe es mir dann gut überlegt und bin zum Entschluss gekommen, dass ich diese Funktion gut ausführen könnte. Zudem: Ich bin seit 2005 im Kirchenrat der Pfarrei St. Fridolin in Glarus. Dort bin ich Kirchengutsverwalter. Als langjähriger Delegierter im kantonalen katholischen Kirchenrat bringe ich auch einige Erfahrungen mit.

Was motiviert Sie für das Amt?

Mich motiviert vor allem, als Dienstleister für die katholischen Kirchgemeinden aufzutreten. Dort werde ich einen guten Austausch zwischen Kirchenrat und katholischen Kirchengemeinden pflegen können. Ebenso ist mir eine gute Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften wichtig.

Welche Baustellen sehen Sie?

Ich sehe keine Baustellen, sondern grosse Erneuerung im Ausschuss. Es geht nun darum, sich an die Arbeit zu machen – mal schauen, was alles auf uns zukommen wird.

Was können Sie tun, damit Konflikte wie in Näfels nicht nochmals entstehen?

Ich kann nicht beurteilen, was konkret zum Konflikt in Näfels geführt hat. Ich denke aber, dass generell ein guter Austausch zwischen dem Ausschuss, den katholischen Kirchengemeinden und dem Dekanat wichtig ist. Es kommt darauf an, gemeinsam Lösungen zu finden.

Wo stehen Sie kirchenpolitisch?

Für mich steht die Ökumene im Vordergrund. Zudem eine gute Beziehung zu anderen Religionsgemeinschaften. Ich war etwa beim ökumenischen Glarner Kantonalen Kirchentag 2022 im Organisationskomitee.

Wie finden Sie den Bischof von Chur, Joseph Bonnemain?

Ich habe ihn persönlich noch nie getroffen. Aber ich glaube, dass das Bistum grosses Glück hat, ihn als Bischof bekommen zu haben.

Was bedeutet Ihnen die Näfelser Fahrt persönlich?

Die Näfelser Fahrt ist ein wichtiger traditioneller Anlass im Glarnerland, an dem ich immer versuche teilzunehmen. Der Anlass wird von Staat und Kirche gemeinsam begangen. Es gibt Ansprachen von Geistlichen und Politikern, nach dem gemeinsamen Marsch von Glarus nach Näfels gibt es einen feierlichen Gottesdienst. Es ist wirklich schön.

Kannten Sie den Glarner Theologen Franz Böckle persönlich?

Ich durfte ihn persönlich kennenlernen, als er in unserer Pfarrei eingeladen wurde. Er hielt die Predigt und beim Apéro kamen wir ins Gespräch. Es war grossartig ihn kennenlernen zu dürfen. Die Begegnung ist mir noch immer sehr positiv in Erinnerung. Beim Kantonalen Kirchentag haben wir ihm zur Ehre unseren grossen Pfarrsaal «Franz-Böckle-Saal» getauft. So bleibt er uns immer in Erinnerung.

Ihr Vorgänger Stefan Müller hätte gerne das Ausländerstimmrecht für Glarner Katholikinnen und Katholiken eingeführt – doch so ein Prozess ist zäh. Welche Meinung haben Sie beim Thema kirchliches Ausländerstimmrecht – und werden Sie sich dafür starkmachen?

Die Einführung des Ausländerstimmrechts für Glarner Katholikinnen und Katholiken begrüsse ich. Der Ausschuss wird sich dieser Thematik sicher annehmen.

*Jacqueline Straub ist Redaktorin bei kath.ch. Dieses Interview wurde am Mittwoch auf der Onlineplattform publiziert.

Zur Person

Martin Leutenegger ist 55-jährig und professioneller Verwaltungsrat. Zurzeit ist er unter anderem Verwaltungsratspräsident bei der Glarner Kantonalbank, der Gebäudeversicherung Glanersach und bei den Technischen Betrieben Glarus Süd. Leutenegger ist Geschäftsführer und Inhaber der Firma Leutenegger Consulting GmbH. Er lebt in Glarus.

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Zur Aussage von Gabi Corvi, dass wir die Talsohle der Kirchen-Austritte erreicht haben.
Das zu glauben, ist utopisch. Die Untersuchungen der Uni Zürich gehen weiter. Was bis jetzt ans Tageslicht kam, soll erst die Spitze des Eisberges sein. Nächstes Jahr werden wir sehen, was noch alles zum Vorschien kommt. Dann ist noch einmal eine grosse Austrittswelle zu erwarten.

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