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Schellegoggi steigt mit neuem Zunftmeister ins Fasnachtsjahr

Nach zehn Jahren ist Schluss: Urs Ingold, Zunftmeister der Schellegoggi, tritt zurück. Adrian Pfister tritt in die grossen Fussstapfen – und hat selber Grosses vor.

Südostschweiz
11.11.19 - 18:42 Uhr
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«Jetzt isch gnueg»: Urs Ingold (links) instruiert seinen Nachfolger als Zunftmeister, Adrian Pfister. Bierseligkeit und Guggenmusik lieferten an der Zunft einen Vorgeschmack auf die fünfte Jahreszeit.Bilder Fabio Wyss
«Jetzt isch gnueg»: Urs Ingold (links) instruiert Adrian Pfister, seinen Nachfolger als Zunftmeister.
Fabio Wyss

Zehn Jahre lang habe Rapperswil von fasnächtlicher Entwicklungshilfe aus Basel profitiert. Mit diesen Worten verdankte gestern Stadtpräsident Martin Stöckling den Zunftmeister Urs Ingold an der Generalversammlung der Schellegoggi im Restaurant «Rathaus» Rapperswil.

Das neue Motto: «Jetzt isch gnueg»

Zu Ingolds Rücktritt passt das diesjährige Fasnachtsmotto: «Jetzt isch gnueg». Der Grund für dieses Motto ist aber ein anderer: «Es wird zu viel ‘geschnorrt’ und zu wenig gemacht in dieser Stadt», meint Ingold. «Und diese elende ‘Schickerei’: Von Amt zu Amt werden die Anliegen weitergeleitet. Bis man zu einem Stadtrat gelangt, der ebenfalls nicht zuständig ist», erklärte Ingold das Motto mit der Eloquenz eines Baslers «Schnitzelbängglers».

Die heurige Protesthaltung der Fasnächtler ist dem Streikjahr 2019 angelehnt. Deshalb kriegten die Gilets Jaunes, die Klimabewegung sowie der Frauenstreik von der Zunft ihr Fett weg. Wie üblich gespickt mit einer gehörigen Portion Sexismus, politischer Unkorrektheit und Ironie.

Ebenfalls standartmässig gehört an der Veranstaltung der Alkoholkonsum dazu. Dass der 11. November auf einen Montagmorgen fällt, tat dem gestern keinen Abbruch. Ob die Schnapszahl – es war die 44. GV der Schellegoggi – diesen gar beförderte, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Für die einzigen Misstöne im historischen «Rathaus»-Saal war eine Kombination der lokalen Guggenmusiken «Schlosshüüler», «Vögel», «IG Rondo» und «Harlekinos» zuständig. Sie haben noch etwas Zeit, um sich einzuspielen: Der Rapperswiler Sauwleuthen-Empfang geht am 14. Februar über die Bühne.

Schon bereit für die fünfte Jahreszeit zeigte sich Stapi Stöckling. Er erhoffe sich von den Fasnächtlern, dass sie den rückläufigen Bierkonsum in der Stadt wieder ankurbeln. Eine Dame rief herein: «Nur, wenn ihr die Steuern senkt.»

Schlagfertiger Neo-Zunftmeister

Noch nicht ganz an die rednerische Souveränität seines Vorgängers kam Neo-Zunftmeister Adrian Pfister bei seiner Rede heran. Dahingegen brillierte der 40-Jährige mit Scharfsinn und Schlagfertigkeit.

Seine Antwort auf einen Witz von Stöckling liess die 112 Anwesenden in Lachen ausbrechen. Der Witz von Stöckling ging so: «Eine Frau fragt ihren Mann nach seinem Bierkonsum. Als er offenbarte, drei Biere pro Tag zu trinken, rechnete sie ihm vor, dass er für dieses Geld einen Porsche kaufen könne. Daraufhin fragt er sie: Wieso fährst du denn keinen Porsche Schatz?» Als die Reihe an Pfister war, bedankte er sich höflich für Stöcklings Rede und sagte: «Endlich wissen wir, wieso du keinen Porsche fährst.»

Sprachloser Ehrenzunftmeister

Der Elektriker Pfister tritt in grosse Fussstapfen. Er lobte Urs Ingold, der es geschafft habe, Zunft und Guggen zu vereinen und Synergien zu schaffen. Das Ziel Pfisters sei ebenfalls, Spuren zu hinterlassen. Dafür brauche es aber Zeit: «Es wäre schön, an einem 11. November nach 11 Jahren zurückzutreten», sagt Pfister. Sein Vorgänger wurde gestern gleich zum Ehrenzunftmeister ernannt. Die vielen lobenden Worte machten Ingold ein wenig sprachlos. Ein letztes Mal durften die Fasnächtler offiziell seinem Baslerdeutsch lauschen als er sich verabschiedete mit einem: «Danggschön villmol».

«Endlich wissen wir, wieso der Stadtpräsident keinen Porsche fährt.»

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