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Geld für Kultur, Archäologie und Entwicklungshilfe

Ein blauer Fischmarktplatz in Rapperswil-Jona, ein aussergewöhnliches Chorprojekt oder ein Buch über das Tourettesyndrom – der Lotteriefonds des Kantons St. Gallen ermöglicht wieder zahlreiche Projekte im Linthgebiet.

Christine
Schibschid
27.05.19 - 09:04 Uhr
News
Unter anderem gibt es Geld für die Ausgrabungen in Kempraten.
Unter anderem gibt es Geld für die Ausgrabungen in Kempraten.
BILD ARCHIV

In seiner Junisession entscheidet der St. Galler Kantonsrat, wer im Sommerhalbjahr Geld aus dem Lotteriefonds bekommt. In der Regel gibt er grünes Licht für die Vorschläge der Regierung. Sie beantragt, dass 431 500 Franken als einmalige Beiträge in die Region fliessen sollen (siehe Grafik). Der grösste Zuschuss ist für Ausgrabungen in Kempraten in Rapperswil-Jona vorgesehen.

Neben den einmaligen fliessen auch jährliche Beiträge ins Linthge-biet. Diese sind bereits unter Dach und Fach, denn dafür gibt es längerfristige Vereinbarungen. Die aktuelle gilt noch bis einschliesslich 2020. Die jährlichen Beiträge, die ins Linthgebiet fliessen, belaufen sich auf 455 000 Franken. Grösster Nutzniesser ist das Kunstzeughaus in Rapperswil-Jona (siehe Grafik).

Umfassende Ausgrabungen

Die Ausgrabungen in Kempraten sollen mit mehr als 300 000 Franken aus dem Lotteriefonds unterstützt werden. Laut Martin Schindler, dem Leiter der Kantonsarchäologie, sind in den vergangenen zehn bis 15 Jahren bereits mehrere Millionen Franken aus dem Fonds in die Grabungen geflossen. «Es ist ein Hotspot für die St. Galler Archäologie», sagt Schindler. Gegraben würde nur dort, wo Bauprojekte Reste der Römersiedlung bedrohten. «Aktuell sind wir an der Seewiese tätig. Eine weitere Grabung an der Zürcherstrasse 114 kann voraussichtlich im September beginnen.»

Die Archäologen hatten in dem Bereich ein römisches Tempelareal entdeckt. «Nun sind wir dran, die weitere Umgebung zu erforschen.»

Theater, Literatur und Musik

Die zweithöchste Einzelförderung ist für ein Projekt der Rapperswiler Choreografin und Tänzerin Nelly Bütikofer vorgesehen. Mit dem Fasson-Theater plant sie ein interdisziplinäres Bühnenstück namens «Die höchste Zeit». Laut dem Bericht der Regierung soll es Theater, Literatur und Musik verbinden.

«Der Kanton St. Gallen schätzt das langjährige Wirken von Nelly Bütikofer und unterstützt das erneut sehr überzeugende Projekt mit einem Beitrag von 40 000 Franken», heisst es. Auch bei der regionalen Förderorganisation Kultur Zürichsee-Linth sowie den Städten Rapperswil-Jona und St. Gallen seien insgesamt 20 000 Franken für das Stück angefragt.

Grosse Pläne hat auch der Teamchor Jona. Dirigent Max Aeberli, der den Chor seit 1983 leitet, möchte sich 2020 mit einem besonderen Projekt verabschieden: Der Chor plant die Aufführung der szenischen Kantate «Carmina Burana» von Carl Orff. Die Konzerte sollen in der Lokremise in Rapperswil-Jona stattfinden.

Beteiligt sind 100 Sängerinnen und Sänger, Solisten aus dem In- und Ausland sowie das Profiorchester Sinfo-nietta Vorarlberg. Die Gesamtkosten sind mit über 300 000 Franken veranschlagt. «Der Kanton St. Gallen würdigt das grosse Engagement von Max Aeberli und unterstützt das qualitativ hochstehende Chorprojekt mit einem Beitrag von 35 000 Franken», heisst es im Bericht. Auch die Stadt Rappers- wil-Jona und die Region seien für einen Beitrag von 35 000 Franken angefragt.

Ein Platz in Blau

Geld aus dem Lotteriefonds soll ausserdem in ein Projekt fliessen, bei welchem der Fischmarktplatz in Rap-perswil-Jona blau eingefärbt wird. 15 000 Franken sind für die Kunstinstallation «Der blaue Platz» von Flora Frommelt eingeplant. Sie soll von März bis Mai 2021 zu sehen sein. Pa-rallel ist eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein in der Tourist Information geplant.

Wie es im Bericht der Regierung heisst, sollen Aspekte rund um das Thema Wasser aufgegriffen und durch künstlerische Impulse ergänzt werden. Dabei soll mit Fachleuten, Vereinen, Institutionen und Bildungsstätten aus der Stadt zusammengearbeitet werden. Blau eingefärbt wird der Platz mit Filz oder gefärbtem Split. Wie die Künstlerin sagt, soll das Projekt keine Kopie des roten Platzes in St. Gallen werden.

Ursprünglich war ein Termin im Jahr 2020 angedacht. Aufgrund anderer Projekte und in Absprache mit der Stadt werde «Der blaue Platz» nun aber doch erst 2021 stattfinden, teilt die Künstlerin mit. Die Gesamtkosten sind mit 120 000 Franken budgetiert. Auch die Stadt hat 15 000 Franken zugesichert.

Unterstützung für Afrika

Weitere Profiteure aus der Region sind die Autorin Johanna Krapf und der Verein Paticipamoz aus Uznach. Krapf befragt für ihr neustes Buchprojekt neun Menschen zu deren Leben mit dem Tourette-Syndrom. Die Porträts werden durch Sachinformationen ergänzt. Aus dem Lotteriefonds fliessen 10 000 Franken in das Buch.

Der Verein Participamoz unterstützt die Stadt Macia im südostafrikanischen Mosambik. Deren Infrastruktur ist überlastet. Der Verein hilft bei der Stadtentwicklung und plant etwa den Bau eines Gemeinschaftszentrums. Es soll das soziale Zusammenleben und die Selbstorganisation der Bevölkerung stärken und die Bildung fördern.

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