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Präventionsexpertin verlässt Bistum Chur

Karin Iten hat ihre Anstellung bei der Präventionsstelle des Bistums Chur auf Ende August gekündigt. Sie nimmt eine neue berufliche Herausforderung bei einer Kinderschutzorganisation an.

Südostschweiz
01.06.23 - 15:24 Uhr
Menschen & Schicksale
Lässt Bistum Chur hinter sich: Karin Iten verlässt die Präventionsstelle des Bistums Chur.
Lässt Bistum Chur hinter sich: Karin Iten verlässt die Präventionsstelle des Bistums Chur.
Bild Mali Lazell / Bistum Chur

Die Expertin für Gewaltprävention Karin Iten verlässt per Ende August das Bistum Chur. Zuvor hatte sie den umstrittenen «Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht. Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung» konzipiert. Ihren Weggang begründete sie unter anderem mit ihrer feministischen Orientierung.

«Als feministisch orientierte Frau kann ich den systembedingten Ausschluss von Frauen vom kirchlichen Amt kaum mit meinem Gerechtigkeitssinn vereinbaren», liess sich Iten in der Mitteilung des Bistums vom Donnerstag zitieren. Chancengleichheit werde ignoriert. Deshalb sei es nun an der Zeit, nach der erfolgreichen Einführung des Verhaltenskodex' ausserhalb der Kirche weiterzuarbeiten.

Das Bistum selber schickte Iten nur lobende Worte mit auf den Weg. «Karin Iten hat mutig und unbeirrt die tieferen Ursachen von Missbrauch in der Kirche beim Namen genannt. Ihre ehrliche Stimme wird uns als Kirche bitter fehlen», schrieb etwa die Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding. Auch Bischof Joseph Maria Bonnemain liess verlauten, dass die Fachkompetenz Itens eine grosse Lücke hinterlassen werde.

Umstrittener Kodex

Der Verhaltenskodex, der Iten zusammen mit einem Kollegen erarbeitet hatte, zielt darauf ab, sexuelle Übergriffe und spirituellen Missbrauch in der Kirche zu verhindern. Das Leitwerk ist für alle Seelsorgenden, Mitarbeitenden und Führungspersonen des Bistums und der Kantonalkirchen verbindlich. Darin heisst es etwa: «Ich unterlasse jegliche Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Identität», oder «Wenn ich in der Seelsorge den Wunsch nach einer privaten oder sexuellen Beziehung verspüre, vermittle ich die betreffende Person an andere Seelsorgende weiter».

Der Kodex sei ein Beitrag zur Wahrung der Würde der Menschen, sagte der Churer Bischof vor rund einem Jahr. Anfänglich musste sich das Bistum jedoch weitreichenden Widerständen stellen. Aus dem In- und Ausland kritisierten eher konservative Mitglieder der katholischen Kirche das Leitwerk. Unter anderem, weil darin Homosexualität erwähnt wird. Mittlerweile ist der Verhaltenskodex jedoch etabliert und wurde auch von anderen Diözesen adaptiert. (sda/red)

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