Wenn die Erde bebt
Als es am 6. Februar in der Südosttürkei bebte, befand sich die Wahldavoserin Sema Miller gerade wieder einmal in ihrer alten Heimat, der Türkei. Dort erlebte sie die Verheerungen unmittelbar mit.
Als es am 6. Februar in der Südosttürkei bebte, befand sich die Wahldavoserin Sema Miller gerade wieder einmal in ihrer alten Heimat, der Türkei. Dort erlebte sie die Verheerungen unmittelbar mit.
Es ist noch keine 10 Monate her, dass zwei Erbeben mit einer Magnitude von 7,8 und 7,5 die Gegend an der türkischen und syrischen Grenze erschütterten. Gut 52 000 Menschen starben, mehr als 125 000 Personen wurden verletzt. Doch auch die Schäden an der Infrastruktur sind enorm. Neben einem teilweisen Zusammenbruch der Wasser-, Abwasser und Energieversorgung stürzten gemäss den türkischen Behörden etwa 230 000 Gebäude ein oder mussten aufgrund der Schäden notfallmässig abgerissen werden. Rund 520 000 Wohnungen gingen auf diese Weise verloren. Sema Miller befand sich am 6. Februar gerade in ihrer Heimatstadt Adana, wo das Erdbeben zwar noch spürbar war, aber nur relativ geringe Schäden verursachte. «Zehn Gebäude stürzten ein, weitere 50 bis 60 sind einsturzgefährdet», erzählt sie. Doch das habe an ihrer ungenügenden Bauweise gelegen, urteilt die Architektin. «Einige Bauunternehmer sitzen deswegen inzwischen im Gefängnis.»
Für Unterbringung sorgen
Anders sah die Situation im 200 Kilometer entfernten Hatay aus, das vom Erdbeben speziell hart getroffen worden war. «Die Leute brauchen dringend Unterkunft.» Das war Miller sofort klar, und sie kontaktierte einen befreundeten Bauunternehmer, um sich nach dem Preis eines Wohncontainers zu erkundigen. 5000 Franken inklusive Lieferung sollte so einer kosten. Also wandte sich Miller, Mitglied bei den BPW (Business and Professional Women) Davos Klosters an den Club in Adana und weiter an BPW International. Inzwischen war auch Rotary International tätig geworden und hatte seine Kanäle aktiviert. Die BPW beschlossen, sich diesen anzuschliessen. «Es ging uns darum, dass die Spenden möglichst effizient und ohne Umwege bei den Bedürftigen ankommen», erklärt Miller das Vorgehen.
Kilometerweise nur Ruinen
Die Gegend habe sich nach den Erdbeben entvölkert, wer konnte, suchte Unterschlupf bei Verwandten oder Freunden weit weg. Doch die Gegend lebt stark von der Landwirtschaft, wer Boden zu bearbeiten hatte, musste bleiben. «Bei den Feldern gibt es meistens einfache Hütten, die als Unterstand oder bei der Erntearbeit gebraucht werden.» Nun seien sie wieder zu Unterkünften geworden, weil die meisten der Wohnungen in den Städten zerstört seien. Lange war Miller nicht ins Erdbebengebiet gereist. Schliesslich sollte die ohnehin belastete Infrastruktur durch Katastrophentourismus nicht noch stärker belastet werden. Als sie es im September zur Eröffnung der von BPW gespendeten Container doch tat, war sie erschüttert von dem, was sie sah. «Ruinen überall, kilometerweise sind alle Häuser eingestürzt, nur die Bäume stehen noch.» Riesige Autofriedhöfe hätten die Strasse gesäumt, von Wiederaufbau sei nichts zu sehen gewesen. Dazu traumatisierte Menschen. «Ein Mann erzählte mir, dass er beim Erdbeben sein Haus verlore habe. Seine Familie habe er nach Ankara gesandt, doch selber hause er noch immer in einem Zelt. In ein Haus würde er sich nicht getrauen.»
Bescheidener Luxus
Verglichen mit dem Leben im Zelt, ist bereits der Umzug in einen Container ein Luxus. Für rund eine Million Franken hatte Rotary International mehrere solche Dörfer gebaut. BPW beteiligte sich im kleinen Rahmen daran. «In diesen Containern geht nun das Leben weiter. Die einen haben darin einen Laden eingerichtet, in einem anderen wird unterrichtet», erzählt Miller und schätzt, dass das für die nächsten zehn Jahre so bleiben werde. Darum will sich BPW weiter engagieren und auf freiwilliger Basis psychologische Betreuung anbieten. Gerade eben überwies auch BPW Davos Klosters 1500 Franken für genau diesen Zweck.
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