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Das Vertrauen der Glarnerinnen und Glarner in die Credit Suisse ist gestört

Die Credit Suisse steckt in der Krise. Aussagen wie «Hoffentlich gibt es ein Strafverfahren für die Beteiligten» von Volksgarten-Besucherin Regina Hess spiegeln das aktuelle Bild des ehemaligen Bank-Giganten in der Bevölkerung wider. 

Südostschweiz
21.03.23 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Die Credit Suisse in Glarus: Eine aktuelle Strassenumfrage zeigt Unmut und Unverständnis. 
Die Credit Suisse in Glarus: Eine aktuelle Strassenumfrage zeigt Unmut und Unverständnis. 
Bild Sasi Subramaniam 

von Julia Benz und Marco Häusler

Nach dem Fall der Credit Suisse sind viele Menschen besorgt. Nicht nur Kundinnen und Kunden sind verunsichert. Der Kollaps beunruhigt auch im Hinblick auf das gesamte Finanzsystem. Welche Auswirkungen hat dies auf die Bürgerinnen und Bürger in Glarus und wie schätzen diese die Situation ein? Eine Strassenumfrage ergibt ein eindeutiges Meinungsbild. 

«Too big to fail» war gestern

«Das ist eine Katastrophe, immer geht es nur ums Geldschaufeln», zeigt sich Willi Wickihalder, ehemaliger Betriebschef, in der Nähe der kantonalen Verwaltung in Glarus empört über die brisante Misslage der Credit Suisse. Der 77-Jährige ist froh, sein Konto bereits vor Jahren aufgelöst zu haben. 

Doch nicht erst seit gestern steckt die Credit Suisse in einer Vertrauenskrise. Bereits 2016 wurden Missstände deutlich sichtbar, als Entschädigungen in Milliardenhöhe aufgrund von faulen Hypothekenpapieren geleistet werden mussten. Mit dem Zusammenbruch der Silicon-Valley-Bank und der darauffolgenden Schliessung hat es nun auch die Credit Suisse endgültig schwer getroffen. Der Kollaps stösst bei vielen auf Unmut in Bezug auf das Bankmanagement.

So sagt auch die 75-jährige Regina Hess im Volksgarten Glarus: «Ich bin definitiv nicht damit einverstanden, was die Manager getan haben.» Hess, die ehemals in der Krankenpflege tätig war, bemerkt mit einem unverständlichen Kopfschütteln, dass kein Mensch drei Millionen Franken wert sei, und bezieht sich dabei auf die exorbitanten Jahresgehälter, für die Credit Suisse ebenfalls in der Kritik steht. Sie selbst sei seit Jahren zufriedene Kundin der Credit Suisse und habe momentan keine Angst um ihr Geld. Einverstanden mit den Umständen, die zur Krise geführt haben, sei sie aber nicht. «Hoffentlich gibt es ein Strafverfahren für die Beteiligten», sagt Hess. 

Wirft kein gutes Licht auf Banken

Der Fall der Credit Suisse zeigt, wie angreifbar die Stabilität einer systemrelevanten Bank innerhalb des Finanzsystems sein kann. «Das wirft kein gutes Licht auf die Banken und vor allem nicht auf die Credit Suisse», stimmt auch Andi Maerz, 63 Jahre, ehemaliger Journalist, Nähe der Helvetia-Versicherung in Glarus zu.

Der Zustand des Bank-Giganten, dessen Image über Jahre hinweg immer mehr zu bröckeln begann, verunsichert. Auch Esther Leuzinger, 54 Jahre, kaufmännische Angestellte, die vor der Landesbibliothek des Kantons Glarus angefragt wurde, ist angesichts der Situation ebenfalls erleichtert, kein Konto bei der Credit Suisse zu haben. 

Die vorherrschende Meinung zahlreicher Befragter in Glarus, auch die der, welche namentlich nicht erwähnt werden wollten, zeichnet insgesamt ein klares und einheitliches Bild ab. Man verurteilt das Verhalten des Bankmanagements der Credit Suisse.

 

Das sagen die Glarner Bankdirektoren

Bei der Glarner Kantonalbank (GLKB) hat der Vorsitzende der Geschäftsleitung auf Anfrage der «Glarner Nachrichten» am Montag Stellung zur Grossfusion bezogen. «Die GLKB begrüsst den Fakt, dass in dieser angespannten Situation für den Finanzplatz Schweiz eine Lösung gefunden worden ist», sagte Sven Wiederkehr. «Gleichzeitig bedauern wir, dass eine der Grossbanken übernommen werden musste.» Bei der GLKB sei die Verunsicherung bei Kundinnen und Kunden der Credit Suisse bereits seit Längerem spürbar gewesen. «Jetzt gewinnen unsere Werte – Stabilität, Langfristigkeit und regionale Nähe – in einem solchen Umfeld sicherlich an Bedeutung.»

«Die GLKB begrüsst, dass für den Finanzplatz Schweiz eine Lösung gefunden wurde.»

Sven Wiederkehr, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Glarner Kantonalbank

Zur Lage anderer Finanzinstitute oder zu Entscheiden der Schweizer Regierung wolle man sich bei der Raiffeisenbank Glarnerland nicht äussern, erklärte ihr Vorsitzender der Geschäftsleitung, Stefan Hirt, und bat um Verständnis dafür. «Es ist eine herausfordernde Situation für den Schweizer Finanzplatz», sagte er jedoch. Die Dynamik der Finanzmärkte sei derzeit hoch. «Vor diesem Hintergrund sind alle Massnahmen zu begrüssen, welche die Stabilität sicherstellen und die aktuelle Lage zu beruhigen helfen.» Zur Situation der Raiffeisen sagte er, die Bank verfüge über eine komfortable Liquiditäts- und Kapitalsituation. «Dies fusst auf unserem Geschäftsmodell als inlandorientierte Retailbank.»

«Es ist eine herausfordernde Situation für den Schweizer Finanzplatz.»

Stefan Hirt , Vorsitzender der Geschäftsleitung der Raiffeisenbank Glarnerland

Bei der Glarner Regionalbank (GRB) äusserte sich ebenfalls der Vorsitzende der Geschäftsleitung. «Die Übernahme der CS durch die UBS war für die Sicherheit des nationalen und internationalen Finanzsystems am Ende die einzig richtige und wohl auch mögliche Lösung», sagte Roman Elmer. «Dass dabei aus zwei bereits grossen Banken eine noch grössere Bank entsteht, wurde mit Blick auf die Unabwägbarkeiten einer ungeordneten Abwicklung der CS von den Behörden in Kauf genommen und ist daher nachvollziehbar.» Was die Megafusion für die GRB bedeuten könnte, liess Elmer offen. Er sagte jedoch, «dass die GRB im Glarnerland über eine ausgezeichnete Marktposition verfügt, um auch künftig erfolgreich zu wirtschaften».

«Dass aus zwei grossen Banken eine noch grössere Bank entsteht, wurde in Kauf genommen.»

Roman Elmer , Vorsitzender der Geschäftsleitung der Glarner Regionalbank
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