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Replik an Herrn G

Frédéric Zwicker wird nicht immer von allen verstanden. Aber auch ihm ist nicht immer alles klar.

Linth-Zeitung
21.01.19 - 18:34 Uhr
Menschen & Schicksale
Frédéric Zwicker antwortet einem kritischen Leser – die Verwirrung ist allgemein gross.
Frédéric Zwicker antwortet einem kritischen Leser – die Verwirrung ist allgemein gross.
PRESSEBILD

Von Frédéric Zwicker

Auf meine letzte Kolumne schrieb mir Herr G: «Grüezi Herr Zwicker, Sie schreiben unter anderem: Die Staumauer (...) wirkte wie eine Zivilisationsruine in einer postapokalyptischen Dystopie. Setzen Sie voraus, dass ein Grossteil der Zeitungsleser diesen Begriff kennt und wenn nicht, danach googelt und Wikipedia bemüht? Oder bin ich vielleicht einfach zu unterbelichtet für Ihre Kolumnen?» Da bin ich erschrocken. Denn es ist mir ein grosses Anliegen, dass mindestens ein Grossteil der Leserschaft meine Texte versteht. Ich wollte Herrn G antworten und ihm den Begriff erklären.

Aber bereitete das post-, das Apokalyptische oder die Dystopie Probleme? Oder die Kombination von allen dreien? Ich plante, in meiner Antwort jedes Einzelne kurz zu erläutern. In Fremdwörtern aus dem Lateinischen bedeutet «post-», als vorangestelltes Wortbildungselement, nach, nachher oder hinter. Es steckt in der postnatalen Depression, der Wochenbettdepression also, oder in der posttraumatischen Belastungsstörung. Die Apokalypse kennen wir aus der Bibel oder aus Filmen wie «Apocalypse Now». Der Begriff beschreibt eine grosse Katastrophe oder den Untergang.

Die Dystopie schliesslich ist das Gegenteil der Utopie, die auf den englischen Autoren Thomas Morus und sein 1516 erschienenes Buch «Utopia» zurückgeht. (Fun fact: Morus hiess eigentlich More. Er änderte seinen Namen, um ihn lateinischer klingen zu lassen. Herr G hätte ihn kaum gemocht.) Die Utopie ist ein idealer Wunschzustand, der realistischerweise nicht zu verwirklichen ist. Die Dystopie ist eine zukunftspessimistische Vorstellung. Eine postapokalyptische Dystopie ist somit die Vorstellung einer schrecklichen, zukünftigen Realität, die nach einer Katastrophe eintritt.

Bevor ich meine Antwort verfasste, wollte ich aber doch sicher sein, dass ich Herrn G keine Wörter erklärte, die er bereits kannte. Das würde schulmeisterlich wirken. Er hatte mich auf die Schwierigkeit eines «Begriffs» aufmerksam gemacht. Was genau ist aber ein Begriff?, habe ich mich gefragt und Wikipedia bemüht.

Mit Begriff werde der Bedeutungsinhalt einer Bezeichnung angesprochen. (An dieser Stelle musste ich «Bezeichnung» nachschlagen.) «In der Semiotik ein Code aus Zeichen oder Symbolen, der auf einen Gegenstand oder Sachverhalt (beziehungsweise den Begriff davon) verweist.» (Zurück zum Begriff.) «Teilweise wird ein Begriff als mentale Informationseinheit beschrieben (also genauso wie in der Kognitionswissenschaft das Konzept). Präziser ist die Abgrenzung des Begriffs als Konzept, das sprachlich benannt ist, oder geradezu als die Kombination aus einer sprachlichen Bezeichnung und dem entsprechenden Konzept.»

Ich habe Stunden damit zugebracht, Wikipedia zu bemühen. Am Ende habe ich eingesehen, dass ich den Ball zurückspielen muss: Lieber Herr G, vielleicht bin ich zu unterbelichtet. Ich habe jedenfalls Ihre Frage nicht verstanden.

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