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Nicht aller Tage Abend

Südostschweiz
16.10.18 - 13:29 Uhr
Politik
Kommentar
Es ist keineswegs so, dass Benedikt Würth nicht Bundesrat werden will.
Es ist keineswegs so, dass Benedikt Würth nicht Bundesrat werden will.
KEYSTONE

von Christoph Leiber

«Benedikt Würth will nicht Bundesrat werden», titelten mehrere Online-Portale, nachdem der St. Galler Finanzdirektor gestern seinen Verzicht auf eine Kandidatur bekannt gegeben hatte. Diese Überschrift dürfte in der Hitze des Gefechts entstanden sein: Nicht am fehlenden Willen lag es, dass Würth sich vor Abschluss der parteiinternen Bewerbungsphase aus dem Rennen nahm, sondern an den Möglichkeiten, die sich ihm nicht boten.

Klar ist: Der CVP-Mann aus Rapperswil-Jona hat vor der Aussichtslosigkeit des Unterfangens kapituliert. Denn ihm steht mit Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter (FDP) eine Politikerin im Weg, an deren Wahl nur noch die unentwegtesten Skeptiker zweifeln. Vieles spricht dafür, dass FDP und CVP sich für die Doppelwahl am 5. Dezember abgesprochen haben: Während die Wilerin den einen Sitz in die Nordostschweiz holen und den Anspruch der Frauen erfüllen soll, darf die CVP den anderen Sitz mit einer Person aus der Innerschweiz besetzen. Beide Regionen sind seit Jahren nicht mehr in der Landesregierung vertreten.

Wie gerne Würth Bundesrat geworden wäre, zeigt der erste Abschnitt seiner gestrigen Erklärung. Dort listet er auf, was ein Bundesrat für sein anspruchsvolles Amt mitbringen muss – und lässt keine Zweifel offen, dass sein Rucksack prall gefüllt wäre.

Es würde daher nicht erstaunen, wenn Würth seine Hoffnungen noch nicht begraben hätte. Denn es ist gut möglich, dass mit dem Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin ein Kandidat Bundesrat wird, der nach zwei Amtszeiten das Rentenalter erreicht – wie jetzt Johann Schneider-Ammann, an dem vor acht Jahren eine Regierungsrätin namens Karin Keller-Sutter gescheitert ist. Sie liess sich ein Jahr später in den Ständerat wählen – und der Rest der Geschichte ist bekannt. Falls Würth an ihrer Stelle ins Stöckli nachrückt, dürfte auch für seine Ambitionen noch nicht aller Tage Abend sein.

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