Patriarchales Kopftuch in der Schweiz
Was lernen Mädchen daraus? Was Jungen?
Ein Raum, der von Anfang an einseitig männlich geprägt ist, formt das Denken – leise, aber tief.
Kinder spüren, wer vorne steht, wer spricht, wer sichtbar ist. Und sie lernen, was das über sie selbst bedeutet.
Deshalb wünsche ich mir eine Schule – wie auch eine Kirche –, in der Kinder erleben:
Frauen und Männer tragen gemeinsam Verantwortung – in Geist, Herz und Hand.
Das ist keine politische Forderung. Es ist eine Frage der Liebe zur nächsten Generation.
Die Debatte um das Kopftuch einer Lehrerin in Eschenbach zeigt, wie rasch der Fokus auf rechtliche oder parteipolitische Positionen verengt wird. Dabei geht es um weit mehr: um das Menschenbild, das wir im Klassenzimmer verkörpern. Und um die Symbolik, die Kinder – bewusst oder unbewusst – mitnehmen.
Das islamische Kopftuch ist in vielen Kulturen ein Symbol religiöser Zugehörigkeit, zugleich aber auch Ausdruck vorislamischer patriarchaler Kontrollmuster. Wenn eine Lehrerin das Kopftuch nicht ablegen darf, weil sie sonst den Rückhalt ihrer Familie verliert – obwohl im Unterricht keine Männer anwesend sind –, verweist das auf einen tiefen Konflikt: zwischen individueller Freiheit, familiärem Druck und pädagogischer Verantwortung.
Die Pädagogische Hochschule St.Gallen weist in Merkblättern auf das Spannungsfeld zwischen Glaubensfreiheit und Neutralität hin. Doch reicht das? Der Verweis auf die Hoheit der Schulgemeinden ist formal korrekt – aber inhaltlich ungenügend. Gerade in der Ausbildung braucht es eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Wirkung von religiösen und geschlechterspezifischen Symbolen.
Diese Debatte sollte nicht gegen eine Religion geführt werden, sondern für die Kinder – und für eine Bildung, die Gleichwürdigkeit lebt, nicht nur duldet.
Andreas Büchel, Flawil
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Ich unterstütze das…
Ich unterstütze das französische Modell bezüglich Trennung von Kirche und Staat:
- Staat und Religion sind vollständig getrennt; kein Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, keine religiösen Symbole, keine finanzielle Förderung religiöser Einrichtungen.-
Es wundert mich nicht, dass…
Es wundert mich nicht, dass es so viele Kriege gibt, wenn wir im eigenen Land so intolerant sind. Gemäss Verfassung haben wir Religionsfreiheit und es darf niemand diskriminiert werden. Auch wenn ich nicht glaube, dass irgendein Gott vorschreibt, ob eine Frau ein Kopftuch tragen muss oder ob sie ein Kreuz um den Hals hängen soll, so muss es doch einer Lehrerin freistehen, was sie anzieht, sofern sie ihren Beruf zufriedenstellend ausübt.