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Schliessung Geburtshilfe Thusis

Wo bleibt der politische Weitblick und das Verständnis für eine dezentrale Gesundheitsversorgung in Graubünden, wenn nach dem soeben kommuniziertem Entscheid die Geburtshilfe im Spital Thusis geschlossen wird. Punkt. Schluss. Aus. Definitiv.
Mit dieser Tatsache wird das Gesundheitswesen - in diesem Fall in Mittelbünden und in diesem Fall nur Frauen* und ihre Ungeborenen betreffend - an die Wand gefahren. Somit müssen sich die Gebärenden - wie bereits seit Herbst 2024 - auch in Zukunft für ein Spital fern von ihrem Wohnort entscheiden. Allenfalls könnte ein Regionalspital mit einer noch nicht geschlossenen Geburtsabteilung wie zum Beispiel Davos, Schiers, Ilanz oder Samaden gewählt werden oder das Kantonssspital Chur. Es liegt auf der Hand, dass die Zukunft der Geburtsabteilungen der anderen Regionalspitäler ebenfalls ungewiss ist, dies obschon politisch immer von einer dezentralen Gesundheitsversorgung gesprochen wird. Die Frauen* scheinen von diesem gesundheitspolitischen Ziel ausgeschlossen zu sein. Die politisch manipulierte Ausdünnung der Spitallandschaft wird zum rechnerischen Kalkül der finanziellen Schieflage ohne Rücksicht auf Verluste.
Wie blind können politische Entscheide, die einen gesundheitlichen Flickenteppich verursachen, überhaupt sein? Mit rigorosen Schließungen von Spitalabteilungen werden Arbeitsplätze und Ausbildungsstätte für Aerzt*innen, Pflegefachfrauen* und Hebammen geopfert. Eine Abwanderung aus den Regionen wird unweigerlich die Folge sein.
Dieser Entscheid, der überwiegend von Männern gefällt wurde, ist eine Signalwirkung in die falsche Richtung. Wahrscheinlich spukt da immer noch die Vorstellung in den Köpfen, dass Geburten einfach natürlich sind, technische Errungenschaften unnötig sind und die Frauen* auch alleine, mitten im Wald, gebären können. Ja - wenn alles gut geht, ist das möglich - aber innerhalb von Minuten kann eine Geburt für Mutter und Kind lebensbedrohlich sein. Dann braucht es eine Spitaleinrichtung in sehr kurzer Distanz um ein optimales Outcome von Mutter und Kind zu gewährleisten.
Die Vulnerabilität einer Schwangerschaft wird von politischer Seite nicht wahrgenommen und endet in einem falschen, ungesunden Entscheid gegen die Frauen*, gegen die Regionen und gegen eine dezentrale Gesundheitsversorgung.
Ich ertappe mich beim Gedanken, das in einem Matriarchat ein anderer Entscheid gefällt worden wäre.
Xenia Bischof, Ärztin und Feministin

Xenia Bischof
20.03.25 - 23:57 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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Neoliberal halt mal wieder. Statt die Preise bei Pharma und Medizinalbedarf/Medtech anzugehen sucht man die bequeme Tour gegen die, die sich am wenigsten wehren können. Trotzdem bin ich gegen -archate jeglicher Art.