Wo ist es noch Tradition oder wo fängt das Kommerz an?
Liebe Leserinnen und Leser
Da bin ich wieder, mit einem Thema, das mir sehr am Herzen liegt! Der Chalandamarz im Engadin. Bei mir ist die letzte Teilnahme schon eine Weile her... 2000 nota bene, also 25 Jahre sind vergangen. Die Jahre danach wollte ich weiterhin ein Teil davon sein und habe den Umzug und ab und zu auch den "Ballin" besucht. Ich sage aber nicht wo, da viele dies schon wissen. Als ich dann nicht mehr im Tal war und meinen Lebensmittelpunkt anderswo hin gezügelt habe, ist auch mein Interesse am Chalandamarz ein wenig vergangen. Trotzdem, bastelmässig, habe ich die "Rösas" gemacht und mit Stolz am 1. März beim Chalandamarz – wenn möglich – ab und zu zur Schau gestellt. Aber in den Jahren ab 2010 bin ich einfach erschrocken: "Regeln beim Umzug des Chalandamarz." Als ich dieses A4-Blatt in die Finger bekommen und die Sätze da gelesen habe, lief es mir kalt den Rücken hinab. Sätze wie: "Die Touristen werden nicht geweckt mit dem geläuten der "Plumpas"» oder "Touristen werden nicht angefragt wegen einer Spende für die Schulkasse und Schulreise, ausser Sie geben die Spende freiwillig." Als ich das gelesen hatte, bin ich weggegangen! Ich dachte mir: "Herzlich willkommen in einer Tradition, die der Tourismus im Engadin mehr und mehr kaputt gemacht hat! Ja, ich habe das da oben geschrieben, stehe dazu und weiss, dass ohne gut betuchte Touristen im Engadin nichts läuft... Aber belassen wir das. Kommen wir zum hier und jetzt und zu einer Tradition, die gar keine Tradition mehr ist, auch wenn es so dargestellt wird: Es ist eine Tourismusattraktion! Chalandamarz im Jahre 2025 ist keine Tradition mehr, man zahlt um Bilder zu bekommen mit den Kinder, die singen und geschmückt sind. Man hört auf dem Platz Politiker reden, damit diese Propaganda machen können. Ab nächstem Jahr wird es dann wahrscheinlich sein wie in Venedig: Zahlen, um zu sehen wie der Umzug im Dorf marschiert – egal in welchem Dorf... Es soll ja ein neuer Flughafen entstehen in Samedan!? Ganz ehrlich, liebe Eltern im Engadin: Ich verstehe schon, die Zeiten haben sich geändert, es sind nicht mehr die 90er Jahre und das Kind geht auch mit 38° Fieber am Chalandamarz-Umzug in der Kälte (klar, die Temperaturen waren damals im zweistelligen Minusbereich)... Aber wie soll der Umzug, egal in welchem Dorf, weitergehen? Die Frage an Euch: Soll die Tradition verschwinden, nur um Profit zu schlagen oder ist die Aufgabe der Chalandamarz-Tradition immer noch, den Schnee zu vertreiben? Over and out.
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Heutzutage wird alles dem…
Heutzutage wird alles dem Kommerz geopfert, leider nicht nur am Chalandamarz. Was Politiker an solchen Anlässen sagen, ist für mich Null und Nichtig, denn diese wollen sich wie üblich in den Vordergrund rücken. Auch die vielen Vorschriften, Regeln, Gebote und Belehrungen vergiften immer mehr ganz Europa. Ich reise oft, kann aber nirgendwo hingehen, wo nicht aus Lautsprechern Verhaltensregeln erschallen oder einem ganz Wald von Tafeln mit meistens sinnlosen Aufschriften zu begegnen.