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Wohnen ist ein Grundrecht

Der geschäftsführend Präsident des Bündner Hauseigentümerverband U. Marti scheint nicht zu verstehen, dass es bei der Initiative «Bezahlbar Wohnen in Chur» um kostengünstige Mieten und nicht Wohneigentum geht.
An der Rheinstrasse werden in den kommenden Jahren sukzessive zwölf Wohnblöcke mit extrem günstigen Mieten abgebrochen. Die Leerstandsquoten in Chur und Umgebung sind katastrophal tief und die meisten verfügbaren Wohnungen sind für die Bewohner dieser Wohnblöcke nicht bezahlbar. Studenten der Hochschulen werden diese Situation noch verschärfen. Wenn man sieht in welchem Preissegment gebaut wird, wird sich die Wohnsituation für betroffene Menschen nicht verbessern. In der mittel- und längerfristigen Planung der Stadt Chur scheinen sie einfach nicht zu existieren.
Für Subventionen von «Kultur» und Sport scheint es keine Deckelung zu geben, aber wenn es um ein Grundrecht wie das Wohnen geht, da soll man laut Herr Marti den freien Markt (Private, Anleger – etwa die Pensionskassen und Investoren) spielen lassen. Freier Markt und kostengünstige Mieten? Auch die Abschaffung des Eigenmietwertes, Beschleunigung der Baubewilligungen und Bekämpfung der Einsprachen, wie vorgeschlagen vom Ex-Stadtpräsident, würden das Problem für betroffenen Menschen nicht lösen. Das zeigt nur, dass man sich mit dem Problem nicht befassen will.
Es kann aber auch günstiger gebaut werden. Wohnen ist ein Grundrecht, ein Auto zu besitzen jedoch nicht. Auf dem Areal des Tramdepot Hard am Escher-Wyss-Platz in Zürich z.B. entsteht eine neue städtische Wohnsiedlung für über 500 Menschen. Eine der Bedingungen ist, dass Bewerbende kein Auto besitzen dürfen. Innerhalb einer Woche haben sich über 10'000 Personen auf die neuen Wohnungen beworben. Auch in Chur gibt es viele, die kein Auto für die Arbeit benötigen, neben vielen Älteren und Studenten, die kein Auto besitzen. Ich sehe deshalb nicht ein, warum es zu jedem Haus eine Tiefgarage braucht. Aber der Verzicht auf eine Garage bräuchte eine Gesetzesänderung, gegen die sich die Bürgerlichen sehr wahrscheinlich sträuben werden.

Fritz Schulthess
17.01.25 - 11:41 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
So sollen in Chur künftig mehr bezahlbare Wohnungen entstehen, Südostschweiz 14.01.2025
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Schon bevor Urs Marti Stadtrat wurde, war er im Immosektor tätig, und zwar in FDP-Sinn. Dann ist natürlich klar, dass für ihn Wohnen kein Grundrecht ist, sondern eine ergiebige Geldquelle für die, die mit möglichst wenig Eigenleistung möglichst schnell möglichst reich werden wollen. Wie Fritz Schulthess richtig festgestellt hat, sind immer weniger Mehrfamilienhäuser in den Händen einzelner Privatpersonen. Dafür immer mehr im Portfolio von Banken, Versicherungen und Immofirmen. Da diesen egal ist, ob Löhne der Mieter und Mietzinsen zusammenpassen oder nicht, geht's eben nicht ohne "staatliche" Regulierung und Förderung von Wohnraum zu Kostenmiete.

Selbstverständlich weiss Herr Urs Marti, dass es bei der Initiative «Bezahlbar Wohnen in Chur» um kostengünstige Mieten (idealerweise Kostenmieten) und nicht Wohneigentum geht.
Jedoch:
1) FDP, durch die Geldbrille betrachtet: Endlose Preissteigerungen Mietwohnungen und Anzahlsteigerung der Eigentumswohnungen und Konversion Erst- zu Zweitwohnungen ergibt maximale Maximalrenditen für die Kassiers von Chateau Reibach.
2) Wer es begreifen sollte, ist "Das Volk der Mieter" (Schweiz höchster Mieteranteil von Europa, meines Wissens). Jedoch, wenn ich die Volksabstimmungen vergleiche (etwa in Chur damals über Förderung von Kostenmiete/Genossenschaften: abgelehnt), will die Mehrheit der Mieter keine mieterfreundliche Politik (GR hat BEIDE Mietrechtsvorlagen 24.11.2024 angenommen, CH hat BEIDE Vorlagen abgelehnt). Ebenso wurde unlängst im Engadin die Erstwohnungen-Förderung bzw. die Eindämmung der Zweitwohnungenpandemie abgelehnt durch die Stimmbürger.
3) Warum? Ich mutmasse: Weil die meisten Mieter zu viel Geld haben und gerne umziehen - infolge Sanierungen und Leerkündigungen aus Profitmotiven (Sugussyndrom) der zunehmend in Hand der Banken-/Versicherungen, die nebenbei die Bodenpreise hochtreiben, sich befindlichen Immobilien, dem "Areal des Da-seins" des Individuums alias Grundrecht: "mein Anteil an der Schweiz als Wilhelm Tell"?
4) Die meisten Leute haben zu viel Geld, siehe die Staus (Beispiel Südumfahrung Chur: heute Grössenordnung 5 Stunden Stau) mit grauenhaften Abgaschemiefeinstaubwolken (während ich lebenslanger Nichtautofahrer das quasi dort am Strassenrand wohnend empfange im Sinne des vielgelobten aber wenigexistenten Verursacherprinzips, hust).
5) Siedlungen OHNE Parkplätze/Tiefgaragen:
Kosten DOWN und Gesundheitstourismus UP. Bingo!
Ob die Volksmehrheit das Gesetz so haben will?
Ächz, würg, stöhn, kommentiert Prophet im eigenen Land Donald Duck, der aber einen Plan B in petto/pipeline hat.

In diesem Bericht wird nicht erwähnt, wieviel Fläche mit Ferienwohnungen und Ferienhäusern besetzt sind. Ferien- und andere Zweitwohnungen sollte man nur mieten, aber nicht besitzen dürfen, weil sie Platzverschwendung sind und an vielen Orten die Mieten für Normalverdiener in die Höhe treiben. Wie oben erwähnt, muss es unbedingt möglich sein, Wohnblöcke ohne Garagen und Autoabstellplätze zu schaffen, da gerade in städtischen Gebieten sehr viele Menschen bewusst auf ein Auto verzichten.

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