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Nutztierrisse

Reaktion auf den Bericht «Nur 11 Prozent der Schafe, die verenden, werden gerissen»
In der Freitagsausgabe vom 20. Dezember wurde im entsprechenden Artikel die «Sömmerungs-Verendungs-Statistik» der Identitas als Grundlage verwendet. Diese Statistik erfordert eine gewisse Fachkenntnis für ihre korrekte Interpretation. Der Bündner Bauernverband möchte daher einige Missverständnisse und Fehlinterpretationen, die im Artikel von Journalistin Ursina Straub aufgetreten sind, klarstellen.
Die Statistik der Identitas basierend auf den Daten der Tierverkehrsdatenbank (TVD) erfasst im Zusammenhang mit der Sömmerung die Zugänge, Abgänge und Verendungen von Tieren. Dabei ist entscheidend, dass Verendungen nicht weiter spezifiziert werden können – weder nach der Ursache (z.B. Krankheit, Unfall, Riss) noch nach der genauen Art des Vorfalls.
Weiter werden weder in der Identitas Statistik noch in der Rissstatistik des AJF Informationen zu den in den letzten Jahren stark gestiegenen Zahlen vermisster Tiere sowie zu ungeklärten Rissereignissen, bei denen im Zweifelsfall nicht der Wolf als Verursacher festgestellt wird, abgebildet.
Der Versuch, anhand der Gesamtzahl der Abgänge abzüglich der nach Wolfsrissen entschädigten Nutztiere verlässliche Aussagen zum Verhältnis von Krankheit/Unfall zu Wolfsrissen zu treffen, ist daher irreführend. Denn bei weitem nicht alle durch Wolfsangriffe getöteten Weidetiere werden gefunden, und nicht alle Abgänge lassen sich eindeutig den Wölfen zuordnen, weshalb sie weder entschädigt noch in der Rissstatistik aufgeführt werden.
Es gilt zu betonen, dass vor allem die kleineren Schafalpen unter dem zunehmenden Wolfsdruck leiden. Aufgrund des hohen finanziellen und personellen Aufwands des Herdenschutzes sehen sich viele kleine Betriebe gezwungen, ihre Alpweiden aufzugeben. Dies ist eine dramatische Entwicklung, die in den offiziellen Statistiken und Berichten leider oft zu wenig berücksichtigt wird. Abschliessend gilt es zu erwähnen, dass sich die Entnahme von den besonders Schadensstiftenden Leitrüden im Wannaspitz-, Beverin- und Moesolarudel sowie die Entnahme mehrerer Jungtiere in den letzten beiden Wintern positiv ausgewirkt hat. In den entsprechenden Gebieten ist seither eine spürbare Beruhigung der Lage bezüglich Nutztierrissen eingetreten.
Wir hoffen, dass diese Klarstellungen dazu beitragen, Missverständnisse auszuräumen und eine sachlichere Diskussion über den Herdenschutz und den Umgang mit Wolfsrissen zu ermöglichen.

Bündner Bauernverband Bündner Bauernverband
21.12.24 - 10:47 Uhr
Leserbrief
Ort:
Cazis
Zum Artikel:
Reaktion auf den Bericht «Nur 11 Prozent der Schafe, die verenden, werden gerissen»
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Anmerkung der Redaktion:
- Auch vermisste Tiere erscheinen in der Tierverkehrsdatenbank Identitas, und zwar
unter der Rubrik «Abgänge». In dieser Kategorie sind neben vermissten Nutztieren auch alle verunfallten, an Krankheit verendeten und gerissenen Tiere aufgeführt.
- Die Todesursache wird unter «Abgänge» nicht aufgeschlüsselt. Das steht auch anders nicht im Artikel.
- Gemäss der neuesten Studie – einer repräsentativen Umfrage des unabhängigen Agrarbüros Flury & Giuliani – ist die Weidefläche praktisch gleich geblieben (https://www.suedostschweiz.ch/klima-natur/erste-studie-zu-wolf-und-alp-…).
- Die Zahl der gerissenen Nutztiere hat bereits vor der ersten proaktiven Wolfsregulierung im Dezember 2023 und Januar 2024 abgenommen.

Ich anerkenne, dass es für Bauern örtlich nicht einfach ist, ihre Tiere zu beschützen und kann mir vorstellen, dass man tote oder vermisste Schafe nicht immer als Wolfsopfer identifizieren kann. Gerade deshalb glaube ich aber, dass die offizielle Statistik stimmt. Viele Schafe "verschwinden", ohne dass sie von Wölfen gerissen werden und es ist einfach nicht in Ordnung, den Wolf zu einem Feindbild hochzustilisieren. Ich habe in diesem Zusammenhang schon oft geschrieben, dass man in Indien alle Tiger und in Afrika alle Löwen erschiessen müsste, wenn man in Sachen Raubtiere so engstirnig denken würde, wie wir in der Schweiz. Alle Lebewesen müssen auf dieser Erde Platz haben und wir Menschen missbrauchen unsere "Vormachtstellung" ganz krass.

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