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Energie Internet

KI und Verantwortung – Wie lange bleibt ChatGPT noch gratis?

Liebe Leserinnen und Leser
Wir stehen an einem Wendepunkt in der technologischen Entwicklung. Künstliche Intelligenz (KI) wie ChatGPT hat das Potenzial, Wirtschaft, Bildung und Kommunikation zu revolutionieren. Sie ist vielseitig, effizient und momentan für die Allgemeinheit kostenlos zugänglich. Doch dies führt zu einer entscheidenden Frage: Wie lange bleibt ChatGPT noch gratis, und welchen Preis zahlen wir wirklich für diesen Zugang?
Die Nutzung von KI verursacht immense Energiekosten. Eine einzige Anfrage an ChatGPT verbraucht laut Schätzungen zehnmal mehr Energie als eine Suchmaschinenanfrage. In einer Zeit, in der Energieeinsparungen zur Bewältigung der Klimakrise oberste Priorität haben, ist dies ein ernstes Problem. Paradoxerweise sparen wir im Haushalt Strom, um unser Portemonnaie zu schonen, verschwenden jedoch bedenkenlos Energie auf globalen Serverfarmen – aus den Augen,
aus dem Sinn. Wie lange können wir uns diesen unreflektierten Umgang leisten, wenn die Ressource begrenzt ist?
Ein weiteres Problem ist der Zweck. Viele junge Menschen nutzen KI, um Bewerbungen, E-Mails oder Alltagsaufgaben zu erstellen. Sicherlich sind dies nützliche Anwendungen, aber es zeigt sich auch ein sorgloser Trend: Die Fähigkeit, selbst zu denken und zu formulieren, nimmt ab. Das hinterlässt die Frage: Wie sinnvoll ist ein freier Zugang, wenn er oft zu Belanglosigkeiten führt?
Und wie lange kann eine solche Ressourcennutzung kostenlos bleiben? "Technologischer Fortschritt erfordert nachhaltigen Umgang", betonte der Philosoph Jürgen Habermas. Um dies zu erreichen, muss die Politik den Diskurs über KI neu gestalten. Die Allgemeinheit sollte verstehen, dass kostenlose Angebote wie ChatGPT mit ökologischen und ökonomischen Kosten verbunden sind. Sollte ein kostenpflichtiges Modell eingeführt werden, könnten Nutzer gezielt zum Nachdenken angeregt werden, wofür sie KI tatsächlich einsetzen.
Die Schweiz, als Vorbild für Nachhaltigkeit, hat die Chance, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Energie ist ein wertvolles Gut, ebenso wie die Bildung von Eigenverantwortung. Die zentrale Frage bleibt: Wie lange kann ein System, das so viel Energie kostet, kostenlos bleiben? Vielleicht liegt die Antwort weniger in der Technologie selbst, sondern in unserem Umgang damit.

Marco Mazzucchi
09.12.24 - 00:34 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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Ich teile die Bedenken Herrrn Mazzucchis. Selbständig denken und handeln hat den Menschen zu dem gemacht, was er heute ist. Es ist unheimlich, wenn ein Zeitungsartikel von einer KI geschrieben und vom Menschen nur noch überprüft wird. Oft fehlt dem Artikel dadurch die Seele. Es nützt nichts, wenn wir Klima- und Umweltkonferenzen veranstalten, den Energieverbrauch hingegen ständig steigern. Nicht nur durch KI nimmt der Energieverbrauch zu, auch durch Kryptowährungen, die niemand braucht. Gemäss Verfassung hat nur der Staat das Recht, Geld herzustellen. Kryptowährungen sind auch gefährlich, da hinter ihnen kein Warenwert steht. Man macht es Verbrechern leicht, zwielichtige Geschäfte über das Internet abzuwickeln.