Kultur ist viel mehr als die schönen Künste
Frau Dosch scheint die gleiche enge Definition von Kultur zu haben wie die Churer Stadtregierung. Kultur ist unendlich viel mehr als die schönen Künste und umfasst alle Aktivitäten in einer menschlichen Gesellschaft. Alleine in der Gemeinde Ilanz, wo der betreffende, schlecht besuchte Konzertabend stattfand, gibt es 49 Vereine, die sich mit den verschiedenen Facetten der Kultur befassen, und nur fünf davon beschäftigen sich mit den schönen Künsten. Zu schliessen, dass die Region kulturlos sei, nur weil so wenige an einem Konzert teilnahmen, ist doch sehr abgehoben. Musik, Literatur, Malerei etc. sind zum grossen Teil nun mal eine Sache des - wie man im Englischen sagt - «acquired taste» (erworbener Geschmack). Das meist verkaufte Buch im 20. Jahrhundert z.B. war Herr der Ringe von J. R. R. Talkien. Zum besten Buch wurde von Literaten jedoch Ulysses von James Joyce erkoren. Ich kenne ausser einem Anglisten niemanden, der Ulysses zu Ende gelesen hat. Ich schaffte gerade mal zwanzig Seiten. Vielleicht fehlt mir die nötige Bildung, ein solches Werk zu würdigen. Gebildet gleich kultiviert? Das zu behaupten, wäre doch sehr prätentiös.
Notabene, am Openair in Lumnezia nahmen in 2023 18 000 Menschen teil, und das in einer Gemeinde mit gerade mal 2100 Einwohnern! Man kann das verächtlich mit Kommerz und Mainstream abtun, aber auch Mainstream hat mal in einer Nische begonnen. Am Schluss geht es um «Identität», und die finden die einen in kleinen, die anderen in grossen Gruppen.
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