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Kann der Klimawandel zu Krieg führen?

Studien ergaben eine Verbindung zwischen verstärkter Trockenheit bedingt durch den Klimawandel und Unruhen in Syrien, die schlussendlich zum Bürgerkrieg führten.
Im Winter 2006/2007 setzte in Syrien und dem sogenannten Fruchtbaren Halbmond die schlimmste längere Dürre seit Beginn der instrumentellen Beobachtung ein, die bis ins 2010 andauerte. Damals wurden 60% des Grundwassers zur Bewässerung der Kulturen an die Oberfläche geholt, wodurch der Grundwasserspiegel drastisch absank und die Brunnen und natürlichen Gewässer austrockneten. Die Bauern verloren ihre Viehherden, während sich der Preis für Getreide innerhalb eines Jahres verdoppelte.
Als Folge flohen 1.5 Millionen Menschen in die Städte, wo sie auf über eine Million irakische Flüchtlinge trafen. Im Jahr 2010 machten diese beiden Flüchtlingsgruppen 20% der syrischen städtischen Bevölkerung aus. Diese sich weitgehend illegal ansiedelnden, schlecht versorgten und arbeitslosen Menschen bildeten den Kern des Aufstandes gegen das Assad-Regime.
Solche Szenarien werden sich in Afrika, Mittleren Osten und Zentralasien häufen. Die Völker dieser rohstoffreichen Regionen werden mehrheitlich autokratisch regiert, leiden unter einer hohe Korruption im öffentlichen Dienst und einer hohen sozialen Ungleichheit. Zusätzliches Extremwetter wird wie in Syrien das Fass zum Überlaufen bringen und zu Bürgerkriege mit daraus resultierender Massenflucht Richtung Europa führen.
Eine Annahme der Konzernverantwortungsinitiative hätte dazu beigetragen, vielen dieser Völker zu ihrem Recht zu verhelfen und die Lage zu stabilisieren. Ihre Ablehnung hat gezeigt, wie leicht wir uns von Desinformationspropaganda beeinflussen lassen, und wir tun es nur zu gerne, weil wir an unserem Status quo nichts verändert haben wollen. Die Erdöllobby betreibt zurzeit eine millionenschwere, faktenfreie Propaganda gegen die CO2-Initiative, unterstützt durch unsinnige Milchmädchenrechnungen der SVP über entstehende Mehrkosten für den Einzelnen. Niemand verlangt, dass wir die ganze Welt retten. Wir sollen nur unseren Beitrag leisten. Eigeninitiative und –verantwortung alleine führen nicht zum Ziel. Das zeigt alleine die Tatsache, zu Stosszeiten 60-70% der Autos mit nur einer Person besetzt sind. Es braucht nun mal den Eingriff und Lenkung des Staates. Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir so wirtschaften, dass unsere Nachkommen nicht die Rechnung für unsere Misswirtschaft bezahlen müssen, und die könnte, wenn wir nicht rechtzeitig handeln, enorm sein.

Fritz Schulthess
04.06.21 - 12:54 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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