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Seltsame Ansichten des Bündner Jägerverbandes

In einem Streitgespräch im Regionaljournal Graubünden behauptete Tarzisius Caviezel (TC), seineszeichens Präsident des Bündner Jägerverbandes, dass sich das Wild ohne Jagd stark vermehre. Diese Zunahme könne nur mit der Jagd reguliert werden. Bei der Vogeljagd meinte TC dann aber, dass sich die bedrohten aber trotzdem bejagten Vogelarten genau wegen der Jagd stärker vermehren würden. Der Druck auf die Vögel wegen der Jagd führe dazu, dass sich die Arten stärker vermehren. TC verstrickte sich so in einen klassischen Widerspruch. Warum? Wenn Vögel sich wegen der Jagd vermehrt fortpflanzen, gilt das auch für das Wild. Im Umkehrschluss heisst das aber, dass sich das Wild ohne Jagd auch nicht mehr so stark vermehrt. Seine Streitgesprächspartnerin machte ihn darauf aufmerksam, TC wollte dieses Argument jedoch nicht gelten lassen. Auch warf TC seinem Gegenüber ständig vor, sie solle konkrete Aussagen machen und nicht um den Brei herumreden. TC behauptete dann aber selber, der Jägerverband würde laufend die Jagd verbessern. Auf die Nachfrage, um welche Verbesserungen es sich konkret handelt, gab er jedoch keine Antwort. Die Gegner der Jagdinitiative argumentieren widersprüchlich und nebulös, um nicht zu sagen, dass sie Fake-News verbreiten. Das Streitgespräch gipfelte für mich dann in der Frage an beide Kontrahenten, ob nicht ein Alkoholverbot auf der Jagd sinnvoll wäre. TC lehnte dies strikte ab, wohlwissend dass jedes Jahr auf der Jagd über 1000 Tiere angeschossen werden und qualvoll verenden. Dass diese Fehlschüsse auch auf das von TC befürwortete «Zielwasser» zurückzuführen sind, sieht er nicht ein. Jeder betrunkene Autofahrer und er muss nicht mal einen Schaden anrichten, wird gebüsst. Jäger können hingegen Alkohol konsumieren und so mit verminderter Schiessfähigkeit auf die Jagd gehen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Wenn der Jägerverband es mit den propagierten Verbesserungsmassnahmen wirklich ernst meinen würde, müsste er dem Tierwohl und der Sicherheit zuliebe einem Alkoholverbot sofort zustimmen. Macht er aber nicht. Das sagt alles über die angeblichen Verbesserungsanstrengungen des Jägerverbands aus. Und was macht das übrigens für ein Bild, wenn Jäger ihre Kinder dann auch noch auf die Jagd mitnehmen? Alkohol, Fehlschüsse, verendete Tiere, das muss und soll ein Kind nicht sehen. Jäger müssen ein Vorbild sein, um glaubwürdig zu sein. Da sie dies jedoch von sich aus nicht sind und auch nicht sein werden, lege ich ein überzeugtes Ja in die Stimmurne.

Peter Meister
20.05.21 - 16:28 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Initiative für eine naturverträgliche und ethische Jagd
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