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Ja zu einer naturverträglichen und ethischen Jagd in Graubünden

Sonderjagd ist, wie der Name schon sagt, eine Nachbesserung. Wird eine Nachbesserung zum Regelfall, dann stimmt etwas nicht mit der Wissenschaft, Wildbiologie, Planung sowie Ausführung und dies ist in Graubünden seit über 30 Jahren der Fall. Seit Jahrzehnten ist weit über die Kantonsgrenze bekannt, dass die Bündner Jagd wenig zielführend in einem ethischen Umgang mit unseren Mitlebewesen ist. Jahr um Jahr wird der Bevölkerung von den Hobbyjägern etwas vorfabuliert.
Der anhaltend hohe Jagddruck hat den Bestand nicht auf gewünschte Höhe reguliert, sondern auf hohem Niveau hochproduktiv gehalten. Das heisst: Je mehr Rehe oder Hirsche geschossen werden, umso stärker vermehren sie sich.
Die heutige Jagd zerstört das normale soziale Zusammenleben der Wildtiere, das ökologische Gleichgewicht, ihre natürlichen Verhaltensweisen, Familienstrukturen und Sozialverbände, Benutzung von Bauten und Verstecken, Wechsel von Tag– zur Nachtaktivität, verstärkte Abwanderung in nicht bejagte Siedlungsgebiete, unnatürliche Tierkonzentrationen in den Wäldern und Städten.
Eine nachhaltige und ethische Populationskontrolle ist gefragt, um das Abschiessen von Tieren zu verhindern. Eine einfache und preiswerte Möglichkeit ist die Immunokontrazeption.
Die Immunokontrazeption wird heute angewendet, um Tierbestände in freier Wildbahn oder in Zoos zu begrenzen. Die Immunokontrazeption hat im Gegensatz zu hormonellen Methoden praktisch keine Nebenwirkungen. Bisher sind die immunokontrazeptiven Anwendungen bei über 100 verschiedenen Tierarten erfolgreich getestet worden. Darunter bei wild lebenden Pferden, Hirsche, Wildschweine, Bisons, Eichhörnchen, Hunden, Katzen, afrikanischen Elefanten usw. Studien haben gezeigt, dass so behandelte Hirsche z.B. bis fünf Jahre unfruchtbar sind.
Die Jägerschaft betont gebetsmühleartig, dass sie pro Jahr 25 000 Hegestunden absolvieren. Das ergibt bei ca. 6000 Jägerinnen und Jäger pro Jahr ganze vier Stunden. Da ist noch viel Luft nach oben. Verwunderlich, dass man auf den Jägerprofilen kaum Bilder zu sehen bekommt, weil es wohl mehr ums Grillen und eigenes Vergnügen geht und vorher vielleicht noch fünf Tännchen eingezäunt wurden.

Astrid Wallier
Wildtierschutz Schweiz, Davos

Astrid Wallier
20.05.21 - 09:35 Uhr
Leserbrief
Ort:
Davos
Zum Artikel:
TV-Sendung Rondo Kontrovers Ausgabe GR 19. Mai
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