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Abschaffung der Mutterschaftsbeiträge verstärkt die Familienarmut

Die Mutterschaftsbeiträge ermöglichen Familien in einfachen finanziellen Verhältnissen, während zehn Monaten ihre Neugeborenen selber zu betreuen und beim Start in ein neues Leben, eine tragende Beziehung aufzubauen. Neu sollen sich Mütter und Familien an die Sozialhilfe wenden. Dies geht jedoch nicht ohne Leistungsabbau, denn Sozialhilfe und Mutterschaftsbeiträge unterschieden sich grundlegend in Bezug auf die Berechnungsgrundlage. Es werden also noch mehr Kinder als bisher ihr Leben als Sozialhilfeempfangende beginnen. Die Aufhebung des Gesetzes über die Mutterschaftsbeiträge trifft insbesondere alleinerziehende Mütter, Armutsbetroffene und Selbständigerwerbende. Es darf nicht sein, dass wir die Familienarmut verstärken. Deshalb stimme ich am 13. Juni mit Überzeugung Nein zur Abschaffung der Mutterschaftsbeiträge.

Sandra Locher Benguerel, Nationalrätin Graubünden, aus Chur

Sandra Locher Benguerel
11.05.21 - 08:24 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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Die Befürworter behaupten, dass Mutterschaftsbeiträge negative Erwerbsanreize schaffen würden. Man ignoriert geflissentlich die Wichtigkeit von unbezahlter Arbeit. Laut Bundesamt für Statistik sind im 2016 in der Schweiz 9.2 Milliarden Stunden unbezahlt gearbeitet worden, was sich auf einen Geldwert von 408 Milliarden Franken geschätzt wurde. Sicher der größte Teil, nämlich 72%, ist Hausarbeit, die – nebenbei - für die meisten Familien, die sich nicht Haushilfen leisten können, essenziell ist. Das ist auch Arbeit, obwohl sie im BIP, das sowieso total überholte ist, nicht miteinbegriffen ist. Aber auch die restlichen 28%, die ebenfalls im BIP nicht aufgelistet werden, sind essenziell für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Ohne sie würden viel Kultur- und Sportanlässe nicht stattfinden, und Vereine würden schließen. Die Rechte nimmt dies einfach als gegeben und insinuiert immer wieder Sozialschmarotzertum, wo wenig oder keines existiert.