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Verschlossene Kirchentüren

Maskenpflicht, Händedesinfektion und Abstand sind für mich sinnvolle Massnahmen beim Besuch der heiligen Messe. Damit verhindern wir, dass die Coronapandemie sich weiter ausbreitet, damit schützen wir Gläubigen uns. Mit diesen Massnahmen, so meine ich, können wir alle gut leben. Mir blutet hingegen das Herz, wenn ich Sonntag um Sonntag miterleben muss, dass Mitchristen am Kircheneingang weggewiesen, ausgesperrt werden, weil die unselige Zahl von 50 Personen erreicht ist. Obwohl einige Bankreihen nur mit einer oder zwei Personen besetzt sind, obwohl die Kirchenempore, abgesehen von der Organistin, völlig leer ist, werden die Mitchristen ausgesperrt. Die Zahl von 50 nimmt keine Rücksicht auf die Grösse der Kirche, auf die Platzverhältnisse, auf die Not der Menschen. Und gerade deshalb ist sie unmenschlich, unchristlich. «Im Namen Gottes des Allmächtigen!», so steht es in der Präambel unserer Bundesverfassung. Was ist damit gemeint? Damit gemeint ist, dass auch der Schweizer Staat auf Gott vertraut. Gottesvertrauen, Vernunft und Augenmass wünsche ich mir vor allem von den staatlichen Behörden. Menschen leiden an Einsamkeit, weil die sozialen Kontakte eingeschränkt sind, Menschen verzweifeln und stürzen in Depressionen, weil sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlen. Eben in solchen Zeiten hat die Kirche die Aufgabe, Trost und Kraft zu spenden. In solchen Zeiten darf sie keine Menschen wegweisen, darf sie keine Menschen aussperren.
Marcus Beer, Ilanz

Marcus Beer
28.03.21 - 23:59 Uhr
Leserbrief
Ort:
Ilanz
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