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In den Spiegel schauen

Anti-KMU! Weltpolizei! Beweislastumkehr! Klageflut! Arroganz! Wenn es in anderen Ländern nicht um Leben und Tod ginge, dann wäre es fast lustig, was sich die Gegnerschaft aus den Fingern saugt, um gegen die Konzernverantwortungsinitiative zu wettern. Nochmals: KMU sind nicht betroffen. Auch das Argument der Beweislastumkehr ist frei erfunden. Denn Geschädigte müssen, wenn sie klagen, den Schaden beweisen. Für die Unternehmen gilt die Sorgfaltspflicht. Falls sie diese gegenüber ihren Tochterfirmen wahrgenommen haben und dies aufzeigen können, müssen sie im Fall einer Klage nicht einmal haften. Die Konzernverantwortungsinitiative hat deshalb v.a. präventive Wirkung.

Richtig absurd ist das Argument, dass die Schweiz zur Weltpolizei würde. Keine Schweizer Richter/in oder Polizist/in wird wegen der Konzernverantwortungsinitiative ins Ausland reisen müssen. Sondern die Klagen werden in der Schweiz vor Schweizer Gerichten verhandelt. Es sind die Betroffenen, die reisen müssen. Und klagen müssen sie übrigens auch selbst. Das können nicht einfach NGOs für sie übernehmen, wie oft auch geglaubt wird. Die Hürden für eine Klage sind hoch und eine Klageflut ist höchst unwahrscheinlich.

Der Vorwurf, die Konzernverantwortungsinitiative sei «arrogant» oder gar «kolonialistisch» ist einfach nur zynisch. Und ein typischer Fall von Projektion, wie er in Beziehungen auftritt: Man kritisiert am Gegenüber das, was einem bei sich selbst stört. Kinder würden rufen: Spiegel! Denn arrogant und kolonialistisch ist es wenn überhaupt, Menschenrechte und Umwelt nicht vor der Übermacht der Konzerne zu schützen. Wenn Konzerne Flüsse vergiften und ganze Landstriche zerstören, sollen sie auch dafür gerade stehen. Das sollte doch selbstverständlich sein. Lassen Sie sich deshalb nicht von der durch Grosskonzerne finanzierten Gegenkampagne verwirren und stimmen Sie Ja zur Konzernverantwortungsinitiative. Damit sie auch weiterhin in den Spiegel schauen können.

Michaela Bauer
15.11.20 - 17:28 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Konzernverantwortungsinitiative
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