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Kirchen für die Konzertverantwortungsinitiative

Die Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche Schweiz und viele kirchliche Organisationen setzen sich für die Konzernverant­wortungs­initiative ein. Ich bin froh darum, aber nicht alle begrüssen es. «Die Kirche sollte nicht Stellung nehmen zu politischen Vor­lagen, die nicht kirchliche Fragen im engeren Sinn betreffen», meint der Glarner Kirchenrats­präsi­dent. Er hat ein «Ethikkomitee gegen die Konzern­verant­wortungsinitia­tive» mitbegründet. Also nimmt auch er öffentlich Stellung zu dieser politischen Frage!
Ja, Kirchen und kirchliche Gruppen sollen Stellung nehmen dürfen zu ethisch wichtigen gesellschaftlichen Fragen. Ich erinnere an die Rolle der Kirchen in der DDR bei der «sanften Wende»1989. Auch die Europäische Ökumenische Versammlung in Basel 1989 hat sich in ihrem Dokument «Frieden in Gerechtigkeit» zu politischen Fragen geäussert, «im Gehorsam gegenüber dem Evangelium, uns für eine neue Weltwirtschaftsordnung einzusetzen, zugunsten der Armen, Unter­drückten und Machtlo­sen.»
Wir haben 1977 in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen St. Gallen/Appenzell (ACK) Grundsätzliches zu kirchlichen Stellungnahmen erarbeitet. Ich fasse das Dokument zusammen:
1. Jede Erklärung kirchlicher Gremien zu politischen und gesellschaftlichen Fragen ist Ausdruck des Auftrages, welcher der Kirche gegeben ist im Blick auf das angebrochene und kommende Reich Gottes. Sie strebt die Erneuerung des Menschen und die Erneuerung der Verhältnisse an.
2. Das spezifisch Christliche besteht darin, dass nicht nur die Situation gründlich beurteilt wird, sondern die Aussagen am Evangelium gemessen werden. So können Konsequenzen für das Handeln gewonnen werden.
3. Kirchliche Stellungnahmen zielen zunächst auf eine innerkirchliche Klärung und Besinnung. Sie leisten aber auch einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion und Meinungsbildung. In jedem Fall muss die Herkunft der Stellungnahme ersichtlich sein.
Arne Engeli, ehem. Präsident der Synode der Evang.-reform. Kirche SG

Arne Engeli
30.09.20 - 15:21 Uhr
Leserbrief
Ort:
Rorschach
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Ich finde es wie Arne Engeli gut, dass die Kirchen Stellung nehmen zur Konzernverantwortungs-Initiative. Die Kirchen sollten auch Stellung nehmen zur Eidgenössische Volksinitiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten», die auch am 29. November zur Abstimmung kommt. Das üble Geschäft mit dem Krieg der Nationalbank, der Banken, Versicherungen und Pensionskassen muss endlich gestoppt werden.
In Deutschland mit einer langen unheiligen militaristischen Tradition kommt es manchmal, auch bei der Kirche nicht gut an, wenn ein Pfarrer gegen das Geschäft mit dem Krieg Stellung nimmt. Pfarrer Rainer Schmid in Friedrichshafen wagte es gegen die widerlichen Geschäfte mit dem Krieg Stellung zu nehmen. Für die Kirche in Friedrichshafen wurde er damit als Priester nicht mehr tragbar, er wurde versetzt. In Friedrichshafen und rund um den Bodensee werden sehr viele Rüstungsgüter produziert, die in all den Kriegen die im Gange sind zum Einsatz kommen.
Rainer Schmid setzt sich auch für die Abschaffung der Militärseelsorge ein, der Feldprediger die in Armeen den Soldaten bei ihren Mordoperationen in Afghanistan, dem Irak, im Jemen, in Syrien, in Libyen und an anderen Kriegsschauplätzen den Segen Gottes geben.

Natürlich muss die Kirche Stellung nehmen für Konzernverantwortungsinitiative, denn sie ist Mitverantwortlich für die Ausbeutung der 3. Welt mit ihrer damaligen Kolonialpolitik und liegt somit in der Verantwortung.