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Im «Wilhelm Tell» (2. Aufzug, 1. Szene) von Friedrich Schiller (1804) begegnen wir Onkel und Neffe. Der Onkel liegt im Sterben und sagt zum Neffen: «Dich siehet man / Abtrünnig von den Deinen auf der Seite / Des Landesfeindes stehen, unsrer Not / Hohnsprechend nach der leichten Freude jagen, / Und buhlen um die Fürstengunst». Der Neffe will hoch hinaus, am Erfolg Östreichs teilhaben. Dass die Waldstätte nicht zu Östreich schwören, kann er nicht verstehen. Alle Nachbarn haben es getan und sitzen mit dem Edelmann. Er will nicht mehr neben diesen Hirten regieren und zu Gericht zu sitzen mit dem Bauer.

Der Onkel ist verzweifelt - soll doch der Neffe sein Erbe antreten - und prophezeit: «Sie werden kommen, unsre Schaf und Rinder / Zu zählen, unsre Alpen abzumessen, / Mit unserm Blute ihre Kriege zahlen». Dank einer Östreicherin («Ich kenne meine Pappenheimer»), die er heiraten wird, kommt der Neffe zur Besinnung, und alles wird gut.

Wir Schweizer sollten die Warnungen des alten Herrn heute ernst nehmen. Man ersetze Wien durch Bruxelles. Damals wie heute haben wir die Wahl. Auf dem Rütli haben sie richtig entschieden. Nun müssen wir uns entscheiden.

Flurin von Albertini
28.07.20 - 10:18 Uhr
Leserbrief
Ort:
Paspels
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