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Öffentlicher Diskurs statt Schuldzuweisungen

Gegen den Staat oder Amtsträger zu klagen, ist meines Erachtens weder zielführend noch legitim. Die nationalen Regierungen haben, basierend auf der politischen Orientierung der parlamentarischen Mehrheit, nach bestem Gewissen Massnahmen ergriffen oder eben nicht. Es ist nur konsequent, dass liberale Regierungen andere Prioritäten gesetzt haben als soziale – sie wurden schliesslich wegen ihrer Ansichten gewählt. Ausserdem zeigen die drohenden Klagen, dass die Meinungen in beide Richtungen gehen und Regierungen weltweit die vielfältigen Konsequenzen abwägen mussten und müssen.
Statt vor Gericht über die Angemessenheit von Entscheidungen, die unter Zeitdruck und ohne Erfahrungswerte gefällt wurden, zu streiten, sollte meiner Meinung nach ein öffentlicher Diskurs stattfinden, wie mit derartigen Situationen in Zukunft umgegangen werden soll. Corona ist ein Präzedenzfall und sollte als solcher eine demokratisch legitimierte Handlungsempfehlung für Entscheidungsträger in zukünftigen Pandemien bieten. Dies kann nicht durch Abwägungen eines Gerichts geschehen, sondern braucht einen öffentlichen Diskurs, der alle Interessen miteinbezieht.

Kim Bauer
21.06.20 - 12:10 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Prozessflut gegen Corona-Verantwortliche im Anzug, Ausgabe GR, 16.06.2020
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