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Pflegeinitiative

Der Bericht suggeriert einen Durchbruch bei der Pflegeinitiative.
So sei nun mehr finanzielle Unterstützung bei der Ausbildung zu erwarten.
Auch die Autonomie werde gefördert, indem den Pflegefachpersonen mehr Kompetenzen zugestanden würden.
Auch wenn die Gesundheitskommission des Ständerats offensichtlich sehr zufrieden mit sich ist, so liegt ihr finanzielles Angebot für die Ausbildungsförderung noch immer unter demjenigen der Gesundheitskommission des Nationalrats. Wohl gemerkt unter dem Eindruck der Coronakrise, und der allgemeinen Erkenntnis der Systemrelevanz dieses Berufs.
Das Angebot der Kommission ist vergiftet. Denn mit der Anerkennung der Autonomie respektive der Möglichkeit, bestimmte Leistungen ohne Unterschrift des Arztes mit den Krankenkassen verrechnen zu können, sollen diese in Zukunft frei entscheiden können, mit welcher Pflegefachperson, mit welchem Heim, Spital und mit welcher Spitexorganisation sie Verträge abschliessen möchten.
Auch für die Patientinnen und Patienten entstünden so unhaltbare Zustände. Nebenbei: die Kompetenzen wären nicht neu, über diese verfügen Pflegefachpersonen schon lange. Es geht hier lediglich über deren Anerkennung ohne ärztliches Alibivisum.
Zudem sieht die Kommission keinerlei weitere Massnahmen zur Erhöhung der Berufsverweildauer vor. So wird Geld, welches in Zukunft in die Ausbildung fliessen soll, seinen Effekt deutlich verfehlen. Denn was nützt die Investition, wenn ein Grossteil der ausgebildeten Fachpersonen den Beruf bald wieder verlässt. Der SBK ist sehr enttäuscht von dem mutlosen Vorschlägen der ständerätlichen Gesundheitskommission. Den indirekten Gegenvorschlag kann nächsten Monat nur noch der Ständerat retten. Ich baue auf unsere beiden Vertreter in Bern, denn gerade für Graubünden kann die Pflegeinitiative eine grosse Chance sein.

Renate Rutishauser, Präsidentin Pflegeberufsverband SBK Graubünden, Tomils

Renate Rutishauser
27.05.20 - 16:07 Uhr
Leserbrief
Ort:
Tomils
Zum Artikel:
"Pflegeinitiative auf politischer Agenda gestiegen" vom 27. Mai 2020
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Sehr schade, das den Pflegenden nicht wirklich zugehört wird und wieder viel Geld ausgegeben wird, welches dann verpufft. Zeigt deutlich ,das die Pflege nicht ernst genommen und über ihren Kopf entschieden wird. Bessere Arbeitsbedingungen, gerade auch für ältere Arbeitnehmerinnen, mehr Erholungszeiten, sodass diese Arbeit 100% ausgeübt werden kann und somit auch der Lohn und später die Rente stimmt wäre notwendig. Dies würde Burnout und Berufsaustieg sinnvoll vorbeugen.