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Initiative zum Schutz vor Homophobie und die Katholische Kirche

«Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben.» Das war ein Zitat aus dem Alten Testament in einer Rede von Bischof Huonder, die er am 31. Juli, 2015 an einem Kongress in Fulda, Deutschland, hielt, für die er von den 1000 Teilnehmern großen Applaus erhielt. Schon im Januar 2014 hatte Huonder gefordert, dass Menschen, die in einer «irregulären Situation» leben – darunter auch Homosexuelle – keine Kommunion erhalten sollen.
Im September 2018 forderte dann Marian Eleganti, Weihbischof im Bistum Chur, dass eine Order des Papstes Franziskus von 2016, keine Homosexuelle in Priesterseminaren aufzunehmen oder zu entfernen, eingehalten werden soll. Diese Weisung wurde bereits unter Papst Benedikt im Jahr 2005 festgeschrieben. Eleganti berief sich dabei auf den John Jay Report von 2010 zum sexuellen Missbrauch in der Kirche, der zeigte, dass 81% aller Opfer männlich waren und sich folglich bei der Mehrheit der Täter um Homosexuelle handelte. Dass die erzwungene Enthaltsamkeit (Zölibat) verbunden mit der Autoritätsposition, die ein Priester meist hat, die Wurzel des Übels ist, will man nicht wahrnehmen.
Seit dem ersten Januar, 2013, ist schwerer sexueller Missbrauch von Kindern unter 12 Jahren in der Schweiz nicht mehr verjährbar und hat somit den gleichen Status wie Mord. Jedoch blieben Bestrafungen von fehlbaren Priestern mehrheitlich aus. Täter hätten von der Kirche angezeigt und vor ordentliche Gerichte gestellt werden müssen, was selten geschah. Es wird interessant sein zu sehen, wie das neue Gesetze, falls die Initiative vom Volk angenommen wird, gegen solche Reden und Diskriminierungen von homosexuellen Gläubigen und Priestern vorgehen wird oder ob die Katholische Kirche weiterhin eine Sonderstellung haben wird. In einer modernen Gesellschaft wie der unseren darf es keine heiligen Kühe geben.

Fritz Schulthess
26.01.20 - 21:06 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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