×

Bundesrätin Sommaruga und Trump: Fragen zu Chelsea Manning und Guantánamo?

Mit Gästen muss man höflich sein. Deshalb durften Menschenrechtsfragen in Davos von Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Gespräch mit Donald Trump nicht angesprochen werden. Und überhaupt, wir wollen mit den USA im Geschäft bleiben und weiter Pharmaprodukte, Uhren, Käse und Waffen verkaufen, diesem ständig irgendwo kriegführenden Land.

Es wäre sehr frech gewesen von der höflichen und anständigen Frau Sommaruga sich bei Trump über das Schicksal von Chelsea Manning zu erkundigen. Diese ehemalige Soldatin der US-Armee wurde am 15. Mai 2019 wieder inhaftiert. Obama hatte sie begnadigt. Man sperrte Manning wieder ein, weil man von ihr zusätzliche Aussagen erzwingen will. Manning hatte 2010 furchtbare Verbrechen der US-Armee im Irak an die Öffentlichkeit gebracht.

Noch unanständiger wäre es gewesen, wenn Frau Sommaruga Fragen zum US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba gestellte hätte, zu dem dort inhaftierten Khalid Sheikh Mohamed zum Beispiel. Dieser Mann wurde am 1. März 2003, in Rawalpindi vom pakistanischen Geheimdienst ISI und Agenten des US-Geheimdienstes CIA festgenommen. Wie Dick Marty, der Sonderermittler des Europarates vermutet, wurde Khalid möglicherweise am 7. März 2003 in einem geheimen CIA-Flug von Kabul nach Szymany in Polen transportiert. Später wurde er nach Guantánamo überstellt. Khalid Sheikh Mohammed bekannte sich nach 183 Mal „Waterboarding Behandlungen“ , dem simulierten Ertrinken, von „A bis Z“ zu den Terrorattacken auf das World Trade Center und auf das Pentagon… Welche Geständnisse würden wohl wir ablegen nach solchen Folterungen?

Von 1983 bis 1987 lebte Khalid in den USA. Er studiert an der North Carolina Agricultural and Technical State University, an der er Ingenieurwissenschaften studierte und 1986 graduierte. Danach arbeitete er bei Elektronik- und Kommunikationsfirmen.1987 ging er nach Afghanistan, um mit seinen Brüdern Zahed, Abed und Aref gegen die sowjetische Invasion und Besatzung zu kämpfen. 1992 kämpfte er mit muslimischen Kämpfern in Bosnien und Herzegowina gegen die Serben und Kroaten und organisierte die finanzielle Unterstützung der Kämpfer. – Damals noch auf der „richtigen“ Seite, auf der Seite der USA sozusagen.

Heinrich Frei
22.01.20 - 14:16 Uhr
Leserbrief
Ort:
Zürich
Zum Artikel:
Bundesrätin Sommaruga trifft Trump am WEF in Davos
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.