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Freihandel nützt nicht nur der Schweiz. Aber wem denn?

Herr Ettisberger denkt in erster Linie an den Export und nicht an die Importe in die Schweiz.
In den Mercosur-Staaten leistet die Landwirtschaft nach dem Erbringen von Dienstleistungen und Industrie den grössten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt; während er in der Schweiz unter einem Prozent ist, beträgt er in den Mercosur-Staaten zwischen 8 und 25%. Importe in die Schweiz würden deshalb zum grossen Teil aus billigen landwirtschaftlichen Produkten und Nahrungsmitteln bestehen, deren Produktion – im Gegensatz zu der üblicherweise eher teuren integrierten Produktion in der Schweiz – wenig mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Die Befürchtungen der Schweizer Bauern sind deshalb absolut gerechtfertigt.
In den Mercosur-Staaten gehört der grösste Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen wenigen Prozenten der Bevölkerung. Eine nachhaltige Produktion bietet für diese Grossgrundbesitzer wenige Anreize, da die Reserve an Land schier unendlich erscheint. Man kann ja immer noch mehr unberührte Ökosysteme bearbeiten, Wälder abholzen und Land von Kleinbauern konfiszieren. Dieses Freihandelsabkommen würde uns die Möglichkeit eines Importstopps oder Boykotts von landwirtschaftlichen Produkten aus diesen Ländern nehmen, was gleichbedeutend mit einem stillschweigenden Akzeptieren der Zerstörung dieser Ökosysteme und v. a. des Amazonas ist. Initiativen wie die «Schweiz ohne synthetische Pestizide» der Grünen wären auch in Frage gestellt, weil deren Annahme und Umsetzung auch Importprodukte betrifft und damit sehr wahrscheinlich gegen das Abkommen verstossen würden.
Herr Ettisbergers Argument, dass Schweizer Exporte und Knowhow einen bedeutenden Beitrag (riesigen Hebel) für die nachhaltige Entwicklung, Umwelt- und Klimaschutz in den Mercosur-Staaten leisten würde, ist an den Haaren herbeigezogen. Der wichtigste Grund für die zähflüssige und z. T. rückläufige Entwicklung in diesen Ländern ist die enorme soziale Ungleichheit mit all ihren negativen Folgen und solche Abkommen würden nichts daran ändern. Die Verlierer eines solchen Abkommens wären die Umwelt und Kleinbauern in den Mercosur-Staaten und Bauern in der Schweiz. Aber für unsere Landwirtschaft hatte die FDP eh nie viel übrig.

Fritz Schulthess
28.11.19 - 12:25 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Freihandel nützt nicht nur der Schweiz (Leserbrief M. Ettisberger 26.11.19)
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Danke, Fritz Schulthess.
Wer kümmert sich um das Absterben auch der Urwälder, wer interveniert?
Funktioniert unsere Gefahrenwahrnehmung nicht bei Exponentialität?
https://www.godmode-trader.de/artikel/exponentielles-wachstum-ertrinken…
FDP (Fuck De Planet). FDP-Lindner in der Bundestags-Generaldebatte (27.11.2019) fordert mehr Wirtschafts-Wachstum (Zinseszins, obwohl Exponentialität biologisch onkologisch ist), sein Kernanliegen. Bei der FDP Schweiz sehe ich dasselbe.
Der Schweizer Professor Nordborg sieht die einzige Rettung im Konsumstreik (Tatbeweis der Klimastreiks). Der Club of Rome warnte vor 47 Jahren in "Die Grenzen des Wachstums" vor der (Um)Welt-Zerstörung, Michael Jackson gab uns die Informationen via Video vor über 20 Jahren.
Aber taten wir etwas anderes als nichts oder das Falsche?
https://www.youtube.com/watch?v=J2p90cHWSnc
Zitat Wiki: Es wurde ein Musik-Video zu Earth Song produziert, das sich um die Zerstörung der Erde drehte; das Video erhielt 1997 eine Grammy-Nominierung. An den Dreharbeiten zum Video in Tansania wirkte im Filmteam der damals noch unbekannte Nick Brandt mit. Brandt war dabei von der Ästhetik der Natur in Tansania so ergriffen, dass er sich fortan mit Naturfotografie beschäftigte und mit großformatigen Aufnahmen der afrikanischen Tierwelt weltweite Berühmtheit erlangte.
Zitat Tagesanzeiger bereits am 25.8.2019:
Für Parmelin kommt der Abschluss zu einem ungünstigen Zeitpunkt, nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Freitag ankündigte, das EU-Abkommen mit den Mercosur-Staaten wegen der Waldbrände in Brasilien zu sistieren. Vor allem die Linke in der Schweiz wirft Parmelin fehlende Sensibilität vor. «Der Amazonas brennt, und Parmelin prahlt mit seinem Mercosur-Abkommen», kritisiert SP-Fraktionschef Roger Nordmann. Für SP-Nationalrat Cédric Wermuth darf es mit der Regierung des «rechtsextremen Regenwaldzerstörers Bolsonaro kein Freihandelsabkommen geben». Und Regula Rytz, Präsidentin der Grünen, drohte in der «NZZ am Sonntag» mit dem Referendum, sollte das Parlament das Ab­kommen ratifizieren.
«Nach uns die Sintflut»
Hinter das Abkommen stellt sich hingegen die Spitze der FDP. Wegen fragwürdiger Entscheide Bolsonaros dürfe die Schweiz das Abkommen nicht ablehnen. Auch die SVP zeigt sich offen, will aber das Abkommen auf mögliche Nachteile für die Landwirtschaft prüfen. Und genau von den Bauern in den Reihen der SVP erwächst dem Mercosur-­Abkommen nun ebenfalls Widerstand. SVP-Nationalrat Andreas Aebi will dem Abkommen nicht zustimmen, falls Bolsonaro die Waldbrände nicht stoppt. «Wenn er weiterhin Wälder abbrennen lässt, um Nutzfläche für die Fleischproduktion zu gewinnen, mache ich bei diesem Abkommen nicht mit», sagt der Berner Landwirt. «Ich bin Produzent und Ökologe.» Auch SVP-Na­tionalrat Erich von Siebenthal hat ökologische Bedenken gegen den Import südamerikanischer Agrarprodukte. Der Schweizer Landwirtschaft würden strenge Auflagen gemacht, und andere Länder produzierten nach dem Motto «Nach uns die Sintflut».
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2019-03-15/die-fdp-gruen