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Fake News aus dem alten Rom!

Was man auch immer von Boris Johnsons dem Parlament verordneten Ferien halten mag, sie mit dem Verweis auf die altrömische ‹obnuntiatio› zu adeln, ist purer Unsinn. Es wäre dem Schreibenden neu, wenn Johnson vorgängig auf den Tower gestiegen wäre, um den Flug der Vögel über London zu studieren. Es wäre ihm auch neu, wenn es in England die königlichen Hühner gäbe, vergleichbar den heiligen Hühnern im alten Rom und wie diese gehalten zum alleinigen Zweck, um aus ihrem Fressverhalten auf die Zukunft zu schliessen.

Doch genau solche römischen Formen des Kaffeesatzlesens setzt die ‹obnuntiatio› voraus! Politische Prozesse liessen sich mit diesem Mittel nur dann blockieren, wenn man sog. «schlimme Vorzeichen» geltend machen konnte. In diesem Zusammenhang den Begriff des Staatsrechts zu bemühen, ginge nur an, wenn man gleichzeitig darauf hinweisen würde, dass das römische Staatsrecht aufs engste mit dem Sakralrecht verbandelt war.

Wie abwegig der Verweis auf das alte Rom ist, zeigt sich nur schon daran, dass besagte Massnahme das bevorzugte Mittel der Aristokratie war, um Populisten zu stoppen! Übrigens: Der Titel der in diesem Zusammenhang wichtigen Rede Ciceros heisst «Pro Sestio»; nicht einmal dieses Detail stimmt.

Gian A. Caduff aus Zizers

Gian Andrea Caduff-Schlatter
02.09.19 - 22:03 Uhr
Leserbrief
Ort:
Zizers
Zum Artikel:
Zum Leserbrief "Denkpause in Grossbritannien" vom 3. September
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