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Generationen-Solidarität

Die prekäre Finanzierung unserer obligatorischen Altersvorsorge ist ein tägliches Thema. Leider klingt dabei oft so etwas wie eine Schuldfrage an: Ihr Nachkriegsgeborenen seid zu zahlreich, ihr habt zu wenig Nachwuchs, der nun höhere Prämien für zukünftig tiefere Renten zahlen muss.

Das ist eine einseitige Sichtweise. Erstens sind die meisten Pensionierten bereits zu schlechteren Bedingungen in Rente gegangen, als sie es erwarten durften: Stichwort BVG von 1985 mit Beitragsprimat und späterer Senkung der Umwandlungssätze. Zweitens betrifft das praktisch vollständige Versiegen der Zinserträge nicht nur die obligatorischen Vermögen, sondern auch die 3. Säule und die privaten Ersparnisse, die den Alten einen adäquaten Lebensstandard hätten sichern sollen. Drittens gibt es viele Gewinner bei den Jungen: Sie kaufen Wohneigentum zu unglaublich tiefen Hypothekarzinsen. Ihre Arbeitgeber können auch deshalb regelmässig Reallohnerhöhungen gewähren, weil die Finanzierungskosten der Unternehmen nach Null tendieren. Die Krankenkassen locken sie mit tiefen Prämien an, während die Älteren den hohen und jährlich steigenden Gesundheitskosten ausgeliefert sind. Und wenn sie erben, verzichtet der Schweizer Staat auf anderswo massive Erbschaftssteuern, weil die Vermögenssteuer auf den Ersparnissen der Senioren genügend einbringt.

Viertens und zuletzt tut unsere Generation viel, um den Jungen einen hohen Lebensstandard zu ermöglichen: das Kinderhüten ist nur eine von zahllosen freiwilligen Leistungen. Die Solidarität der Alten steht klaglos, ja mit Freude zur Verfügung. Wenn die aktive Altersgruppe heute mit einer weniger komfortablen Rentensituation zu rechnen hat, darf das nicht zu einem Generationengraben führen.

Albert Zwicker
26.07.19 - 09:57 Uhr
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Jona
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