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Frauenstreik

Nicht links oder rechts- zusammen!

letzte Woche erschien das Interview mit Nationalratskandidatin Vera Stiffler. Eine durch und durch erfolgreiche Frau. Beruf, Familie und Sport, alles bringt sie unter einen Hut.
Meinen Respekt diesbezüglich hat sie und ihr Engagement und ihre Ideen für Gleichstellung schätze und unterstütze ich sehr.

Was mich aber enttäuscht hat, ist ihre Haltung gegenüber dem Frauenstreik und der Gleichstellung, sowie die lapidare Antwort, dass der Frauenstreik ein linkes Thema sei. Als ob Gleichstellung und Respekt etwas mit links und rechts zu tun hätten. Sie geht nicht streiken, weil man uns (Frauen*) dafür wohl belächeln werde, aber wer wohl? Und wen kümmert es, wenn wir zu Tausenden streiken und einige lächeln – Wir lächeln zurück!

Für Frau Stiffler ist bereits genug an Gleichstellung getan, aber <<im Wissen darum, dass wir (Frauen* ) uns doppelt so fest anstrengen müssen wie Männer. >>

Wenn dem so ist, dann soll eine Frau also 20kg Mehlsäcke schleppen, damit ihre Arbeitsleistung mit einem Mann vergleichbar wäre, der nur 10kg Säcke schleppen muss. Oder aber, ich häufe 100 Überstunden an, damit man mir dieselbe Leistungsfähigkeit attestiert, wie einem Mann mit 50 Überstunden?! Genau das ist nicht Gleichberechtigung, es bedeutet lediglich, dass sich eine Frau in einer männerdominierten Gesellschaft behaupten muss! Das ist die traurige Realität!

Die Begründerinnen der Frauenbewegung in der Schweiz haben viel, aber leider noch nicht genug erreicht.
Es gibt zig Gründe, zig Themen, die das Hinstehen nächsten Freitag legitimieren.

Lohngleichheit ist das Eine, bezahlbare Familienbetreuung das Andere! Ja, wenn ich in der Chefetage sitze, dann kann ich mir schon eine 6 Tage Kinderbetreuung organisieren und diese auch bezahlen, aber fragen Sie mal die Putzfrau, die Spätabends im Stundenlohn arbeitet und deren Lohn nicht ausreicht für eine Nanny, denn… Krippen haben nachts zu!

Am Frauenstreik-Tag geht es darum, Solidarität zu leben.
Es gibt auch in unserem Kanton grosse Arbeitgeber, die Frauen nach der Schwangerschaft nicht mehr einstellen, weil ein Teilzeitpensum zu aufwändig wird.
Oder Frauen müssen ihre Stelle aufgeben, wenn sich keine passende Betreuung für die Kinder findet.
Vergessen wir nicht die unzählbaren Stunden, überwiegend von Frauen* geleistet, die sie in Pflege von Angehörigen (Eltern, Schwiegereltern oder Kinder) investieren. Mit diesen billigen Arbeitskräften rechnet unsere Wirtschaft, denn… wer sonst soll diese Arbeit übernehmen?

Stehen wir am kommenden Freitag hin und zeigen, Frauen*arbeit gut oder schlecht bezahlte, ist von links bis rechts ein Thema.
Wir werden zusammenstehen, weil wir nur zusammen auch wirklich etwas erreichen werden.

Giulia Casale
10.06.19 - 21:27 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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