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Wann hört DAS auf (KORREKTUR)

Wann hört DAS auf?

Sehr geehrter Herr Speck

Am Donnerstag, 9. Mai 2019 habe ich Ihren Leserbrief in der Südostschweiz gelesen.
Nun wollte ich persönlich mit einem eigenen Leserbrief darauf reagieren. Ich bin eine junge, aufgestellte Frau (25 J.) und habe schon fast 20 Jahre mit Pferden zu tun.

Ihr Titel „Wann hört das auf“, trifft den Nagel auf den Kopf. Etliche Male wurden wir Rösseler nun über Leserbriefe, direkte Reklamationen an Reitvereine oder auf diversen anderen Wegen in der Öffentlichkeit kritisiert betreffend Mist von unseren Vierbeinern. Und nun habe auch ich „die Nase im wahrsten Sinne des Wortes gestrichen voll“ von dieser ewigen Jammerei. Ich verstehe, dass es ein wenig störend ist, wenn überall Pferdemist rumliegt. Jedoch ist mein persönliches Empfinden, dass damit masslos übertrieben wird. Wir Reiter/innen werden wie kein anderer Verkehrsteilnehmer (Velofahrer, Hündeler, Spaziergänger, Jogger, Autofahrer…) schikaniert und kritisiert. Pferde sind schon vor vielen Jahrzenten oder gar Jahrhunderten in Landarbeiten das Fortbewegungs- und Hilfsmittel der Menschen gewesen – ohne sie wäre die Arbeit auf dem Land oder in den Wäldern schlichtweg unmöglich gewesen.
Es ist für mich schwer nachzuvollziehen, dass dieser Mist, welcher nach ein paar Tagen so oder so dem Boden gleich ist, da dieser aus 90% Stroh und Heu besteht, solch ein Problem darstellt.
Wir werden sonst schon sehr ausgegrenzt und dürfen unzählige Wege nicht betreten, welche für Velofahrer, Spaziergänger und Jogger bestimmt sind. Spezielle Reitwege gibt es aber fast keine.
In den letzten Jahren haben diese Verbote massiv zugenommen und wir müssen dies einfach so hinnehmen – versuchen aber seit einiger Zeit mit dem Verein Pferd und Umwelt, Linthgebiet + Glarnerland Lösungen zu suchen, dass wir alle aneinander vorbeikommen. Wir haben auch ein Recht auf dem Boden dieser Welt uns zu bewegen und ich darf sagen, dass wir die rücksichtsvollsten Verkehrsteilnehmer sind. Wenn wir bemerken, dass sich ein Velofahrer nähert – von hinten oder von vorne – gehen wir unverzüglich auf die Seite oder halten unsere Vierbeiner sogar am Rande des Weges an, damit dieser ungestört sein Tempo halten und an uns vorbeiflitzen kann. Auch sind wir bemüht unsere Mitmenschen freundlich mit einem „Grüezi“ zu begrüssen und dass sehr selten eines zurückkommt, ist eine traurige Wahrheit. Wenn ein Spaziergänger mit seinem Hund unser Weg kreuzt, sind wir dankbar wenn er diesen an der Leine führt und teilen dies mit einem „Hallo und Danke“ auch mit. Es gab auch schon viele freilaufende Hunde die auf mein Pferd und mich losgerannt sind, was meist sehr brenzlig sein kann. Wer es noch nicht weiss, Pferde sind Flucht- und Herdentiere. Das bedeutet wiederum, wenn etwas auf sie zugestürmt kommt und womöglich auch noch Laute von sich gibt, kann das für ein Pferd Grund genug sein, um die Flucht zu ergreifen.
Auch bei Velofahrern, die ans uns vorbei „flitzen“ oder unvorsichtigen Autofahrern, die im Glauben sind es ist in Ordnung, wenn sie mit einem Abstand von einem halben Metern an uns vorbei rasen, verhält es sich so. Jedoch habe ich mich auch nie darüber beklagt, da Ihnen vielleicht nicht bewusst war, in welche mögliche Gefahr sie damit Pferd und Reiter mit ihrem Verhalten versetzen können.
Wir sind alles Menschen und haben das Privileg, wenn wir wollen, vor allem Hunde und Pferde als unsere Wegbegleiter zählen zu dürfen - was für mich etwas vom wertvollsten auf dieser Welt ist.
Mich stimmt es traurig und es macht mich sehr nachdenklich, dass wir in der heutigen Zeit immer nur auf Anderen rumhacken und das Verständnis gegenüber unseren Mitmenschen und deren Hobbys/Freizeitbeschäftigungen nicht mehr vorhanden ist. Ein Miteinander gibt es auf unseren Strassen schon lange nicht mehr, obwohl es doch genügend Platz hat für Jedermann.
Das unsere Pferde zwischendurch unterwegs ihr Geschäft erledigen, ist schlichtweg nicht vermeidbar. Dass wir bemüht sind, diese Haufen möglichst am Rande eines Weges zu platzieren – so gut wir das steuern können – ist denke ich der Wille von den meisten Reitern.
Sie verlangen, dass wir Dörfer vermeiden. Herr Speck, Dörfer sind ganz sicher nicht die Orte, wo wir bewusst mit unseren Pferden ausreiten wollen – jedoch ist das Glarnerland immer mehr ein sehr dichtbesiedelter Kanton und die Strassen, abgesehen von all den Verboten für uns Reitern, werden sowieso immer voller. Viele von diesen Pferdefreunden haben wahrscheinlich gar keine andere Wahl als dass sie von ihrem Stall durch ein Dorf reiten, um dann auf einen Naturweg zu gelangen.
Also, was genau erwarten Sie von uns? Dass man mal vom Pferd steigen kann, wenn ein Pferdehaufen an einem denkbar schlechten Ort abgesetzt wird, wie vor einem Hauseingang oder Ähnliches, ist für mich keine Diskussion wert.
Alles in Allem, hat es mir persönlich einfach den „Nuggi usätätscht“, dass man sich zum wiederholten Mal über den Pferdemist äussert, obwohl wir schon sehr viel in Kauf nehmen, damit wir von unseren Mitmenschen noch wenigstens ein Stücklein Akzeptanz erhalten. ALLES was wir möchten, ist eine schöne, erholsame und friedliche Auszeit mit unseren geliebten Vierbeiner erleben zu können, ohne mit unseren anderen Verkehrsteilnehmern Differenzen zu haben. Nur ein bisschen Respekt und Akzeptanz gegenüber uns, würden auch wir sehr schätzen, da wir Rösseler auch sehr bemüht sind, allen anderen so gegenüber zu treten!
Und nur so, als kleiner Anstupf… wenn Sie schon so viel Zeit damit verbringen sich über diesen -wortwörtlichen „Mist“ aufzuregen und Ihre wertvolle Zeit dafür brauchen, diese Texte zu verfassen und Sie dazu noch die Pferdeäpfel korrekterweise als guten Dünger betiteln, können Sie das nächste Mal doch einfach eine Schaufel für Ihren Garten mit nach Hause nehmen und es wäre schon wieder ein derartig störender Haufen weniger auf der Dorfstrasse aufzufinden.

Danja Ragotti aus Näfels

Danja Ragotti
09.05.19 - 14:34 Uhr
Leserbrief
Ort:
Näfels
Zum Artikel:
Wann hört das auf? GL, 09.05.2019 Hans Speck
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