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Hardliner contra Wissenschaftler von Weltruf

Es geht um das Fütterungsverbot mit Strafandrohung für Wildtiere.
«Die Natur reguliert die Wildbestände ganz von alleine», «Es geht um das Prinzip Survival oft he Fittest, das müssen wir Menschen akzeptieren», «das gehört zur Natur», «alles andere ist falsches Naturverständnis» kurz zusammengefasst: Wild im Winter verrecken lassen ist besser als füttern.
So die Schlagworte vieler Wasserträger-Jäger und kantonaler Beamten aus der Abteilung Jagd.

«Plötzlich soll es natürlich und selektionsfördernd sein, dass Wildtiere in dieser übernutzten Kulturlandschaft zu tausenden verhungern. Hier leuchtet der reine Zynismus auf. Als Wissenschafter und Fachtierarzt für Wildtiere muss ich dieser Auffassung vehement widersprechen. Peinlich wird es in dem AJF-Medienpapier wenn der promovierte Jagdinspektor äussert: Grundsätzlich soll das Wild nicht durch überdimensionierte Winterfütterungen domestiziert werden. Diesen hochkarätigen Unsinn hat Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Herre bereits 1979 ausführlich widerlegt. Gams und Steinwild überstehen den Winter ohne Fütterung, warum nicht auch das Rotwild. Diese beiden Boviden-Arten sind aber morpho-physiologisch völlig anders an ihren montanen Lebensraum angepasst als das Rotwild. Auch das ist in Fachkreisen seit 1982 bekannt. Man sollte die Öffentlichkeit nicht mit Schlagworten versorgen, für die die Grundlage fehlt, auch wenn sie griffig scheinen. Dass das AJF an einem Ideologie-Konzept festhält, dass mitten in einer vielfältig vom Menschen beanspruchten und genutzten Kulturlandschaft – entgegen allen anderslautenden Beteuerungen – (in Ergänzung zur Nachjagd) hohe Wildverluste durch Verhungern für eine unverzichtbare Problemlösung hält. Ich bezweifle nach Abwägung der mir bekannten Fakten, dass das Wild sich in den Ruhezonen so verteilt, wie die Amtspersonen das wollen und erwarten. Ihre Kurzformel «Füttern ist schädlich» ist eine plakative Unwahrheit für Ahnungslose, die tausendfach widerlegt wurde und wird.»
So die Meinung von Prof. Dr. vet. Reinhold Rudolf Hofmann, die Koryphäe für Wildtierkräuter und die unterschiedlichen Verdauungssysteme von Wild- und Nutztieren – weltweit.

Hoffen wir doch abschliessend, dass das Plazet (Einwilligung zur Notfütterung durch die Behörden) ausnahmsweise rechtzeitig erfolgt. Wir tolerieren nicht schon wieder tausende von verhungerten Wildtieren in Graubünden.

Max Oberli
16.01.19 - 17:17 Uhr
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Thusis
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