×

Fremdspracheninitiative

Leserbrief von Daniel Schläpfer, Flerden:
Kleine Bündner Schulen in Gefahr
Die Fremdspracheninitiative, über die wir Ende September abstimmen, sieht vor, dass in der Primarschule nur noch eine Fremdsprache gelernt werden dürfe. Dies sei je nach Sprachregion Deutsch oder Englisch. Hart umgesetzt bedeutet dies, dass die einen Bündner Kinder vier Jahre vor den anderen mit dem Englischunterricht beginnen würden. Dies wäre eine klare Diskriminierung. Eine solche Lösung würden die Gerichte deshalb nicht akzeptieren. Deshalb hat das Verwaltungsgericht festgestellt, dass die Initiative nur diskriminierungsfrei umgesetzt werden könnte, wenn überall – in allen drei Sprachregionen – die Primarschüler freiwillig auch noch die zweite Fremdsprache lernen können. Somit müsste überall, in jedem Schulhaus neben den obligatorischen Fächern fakultativ noch ein zusätzliches Sprachfach angeboten werden. Und auf der Oberstufe gäbe es dann Schüler, die die zweite Sprache schon einige Zeit gelernt haben – und die anderen nicht. Eine solche Lösung wäre – auch dies hat das Gericht deutlich festgestellt – sehr teuer und organisatorisch schwierig umzusetzen. Grosse Schulgemeinden könnten diese neue Vielfalt wohl noch einigermassen handhaben. Kleine und mittlere Schulen könnten dies aber kaum noch stemmen. Was dies bedeutet, kann man sich leicht ausmalen. Der zusätzliche Fakultativunterricht sowie die unterschiedlichen Fremdsprachenkenntnisse auf der Sekundarstufe werden den Druck, kleinere Schulträgerschaften aufzulösen, deutlich vergrössern. Noch mehr Dörfer ohne Schulen, kann nicht unser Ziel sein. Auch deshalb sage ich mit Überzeugung Nein zur Fremdspracheninitiative.

Daniel Schläpfer
28.08.18 - 10:32 Uhr
Leserbrief
Ort:
Flerden
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Es ist sehr lobenswert, wenn sich Daniel Schläpfer Gedanken zur Schule macht. Er sagt richtig, dass die Möglichkeit besteht, ein Wahlfach zu belegen. Nun malt er aber den Teufel an die Wand und fürchtet grosse Mehrausgaben. Wie sieht denn die Situation heute aus?
An den wenigsten Schulen kann dieselbe Person gleichzeitig beide Fremdsprachen unterrichten. Das Resultat ist eine Verzettelung des Stundenplans und zusätzliche Teilzeitlehrkräfte. Eine Fremdsprache bringt hier sicher mehr Ruhe und einfachere Strukturen ins Klassenzimmer, gerade für kleinere Schulen ist dies wichtig.
Momentan haben alle Schüler zwei Fremdsprachen in der Primar, wechseln dann an die Oberstufe und beginnen dort in beiden Sprachen wieder von vorne. Zu unterschiedlich sind die Kenntnisse in den verschiedenen Zubringerklassen, als dass man von einem gemeinsamen Sprachstand ausgehen könnte.
Wie wird die Situation in Zukunft aussehen? Die Schüler wechseln an die Oberstufe und beginnen wie jetzt wieder von vorne. Jede erfahrene Lehrkraft wird bestätigen, dass die Kenntnisse, die an der Primarstufe erworben wurden, sehr bescheiden sind und weit unter den Erwartungen liegen, die man der Bevölkerung vorgaukelte. Es braucht also sicher keine zusätzlichen Klassen. Ausserdem besteht bei Bedarf an der Oberstufe die Möglichkeit, die unterschiedlichen Lernstände als Niveaufach aufzufangen. Auch dies geschieht ohne Mehrkosten und ohne dass damit das System komplizierter würde. Die befürchteten Mehrausgaben sind letztlich nichts als Abstimmungspropaganda. Wichtig ist: Die Initiative stützt die überforderten Kinder ohne Leistungseinbussen am Ende der Schulzeit in Kauf zu nehmen. Ausserdem wird sie massiv Kosten sparen durch wegfallende Aus- und Weiterbildungen und die jährlich anfallenden Kosten für Lehrmittel.
Urs Kalberer, Malans

die aussage, dass an der oberstufe wieder bei null begonnen wird, ist voellig falsch und auch eine geringschaetzung der arbeit der lehrpersonen an der primarschule. die initiative bringt nichts, ausser komplizierte strukturen, hohe mehrkosten und die tatsache, dass der kanton graubuenden als einziger dreisprachiger kanton als erster kanton die erste fremdsprache (kantonssprache) an der primarschule streichen wuerde. eine wahre bildungs- und sprachpolitische meisterleistung!

Herr Gregoni kein Mensch hat von Geringschätzung von Primarlehrern geschrieben. Es ist nun mal Fakt das viele Primarlehrer der Italienischen Sprache nicht mächtig sind. Das ist absolut kein Vorwurf.
Seien Sie doch ehrlich, hier gehts nur darum das sich eine sprachliche Miderheit diskriminiert fühlt. Statt nach Lösungen zu suchen wird eine Mehrheit genötigt sich zu fügen.
Das Märchen mit den Kosten können sie sich sparen.

Mehr Kommentare anzeigen