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Lieber tiefgründiger Journalismus als kurzsichtiger Neoliberalismus

Andrea Masüger zeigt sich in seiner Kolumne über Ignazio Cassis ungewohnt denkfaul. Anstatt die Umstrittenen Punkte journalistisch geschickt einander gegenüberzustellen, lobt er einfach platt Cassis' Bruch mit bundesrätlich und sozialpartnerschaftlich längst beschlossenen Vereinbarungen.
Das Arbeitsrecht im Austausch mit der EU müsse halt einfach flexibler werden, so das Masügersche-Cassische Mantra. Von richtiger Flexibilisierung müssten aber beide Seiten etwas haben. Was die Büezerinnen und Büezer in der Schweiz von dieser 'Flexibilisierung' hätten, bleibt uns jedoch sowohl Andrea Masüger, wie auch Ignazio Cassis schuldig. Kein Wunder, meint mindestens der Letztere damit reinen Arbeitsrecht-Abbau um die europäischen Grosskonzerne zufriedenzustellen.
Und wenn etwas der Totengräber des Rahmenabkommens sein wird, dann sind es solch einseitige Abbaufantasien. Denn dass die Rechte mit ihrer EU-Phobie dagegen ist, wissen wir alle. Wenn Cassis nun versucht, dem Abkommen seinen neoliberalen Stempel aufzudrücken, anstatt einen breit abgestützten Kompromiss zu erreichen, dann wird es tatsächlich scheitern, denn es wird weder im Parlament, noch im Volk eine Mehrheit finden.
Ob Cassis so weitsichtig ist, wird sich zeigen. Er ist noch nicht lange genug Bundesrat, als dass ich das einschätzen könnte. Andrea Masügers Kolumnen waren in der Vergangenheit auf alle Fälle weitsichtiger, als die aktuelle. Auf die Parallele zum Palästina-Konflikt, die er zu ziehen versucht, will ich aus Platzgründen nicht eingehen, sie hinkt aber leider genauso.

Simon Stieger, Präsident Gewerkschaftsbund Graubünden

Stieger Simon
09.07.18 - 08:57 Uhr
Leserbrief
Ort:
Landquart
Zum Artikel:
"Masüger sagts: Lieber Papagei als graue Maus", SO am Wochenende, 07.07.18
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