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Valser Tourismusfinanzierung auf fragwürdiger Grundlage

Seit Remo Stoffel, unterstützt von Pius Truffer, Vals mit einem unfriendly Take-over des damals erfolgreichen Gemeindeunternehmens Hotel Therme überrumpelte, halbierte sich die Zahl der Logiernächte im Ort von 135'000 auf 65'000 im Jahr 2017. Die von ihnen ausgerufene Strategie „The alpine art of luxury“ und der Slogan der Touristiker „Vals – Das Bergdorf“ spricht die Gäste offensichtlich nicht an. Umsatzeinbrüche mit Verlusten waren und sind die Folge. Konjunkturelle Einflüsse können nur zu einem kleinen Teil dafür verantwortlich gemacht werden. Derweil müssen sich die Valser Steuerzahler wegen fehlender Gäste mit einer zahlungsunfähigen Sportbahn auseinandersetzen und einem Verkehrsbüro, dem das Geld wegen der fehlenden Kurtaxen ausgeht. Zur Erinnerung: Schon seit 2015 mussten 1,2 Million Franken via Darlehen und Krediten aus der Gemeindekasse in die Bahn gepumpt werden.

Jetzt hat das Beratungsunternehmen Hanser und Partner, welches die Kreise um Stoffel bereits beim ominösen Take-over anheuerten, eine scheinbare Lösung gefunden: Das sogenannte „Golfclub Modell 1“ verspricht Gratis-Skifahren für alle. Damit sollen die verlorenen Gäste wieder ins Valsertal gelockt werden, so die Hoffnung der Verantwortlichen. Finanziert werden soll dieses „Gratis“ aber durch eine Verdoppelung der Liegenschaftssteuer, eine neue Bettensteuer für Zweitwohnungsbesitzer, ansässige Ferienwohnungsanbieter und Hotelbetreiber sowie mit einem jährlichen zusätzlichen Griff in die Gemeindesteuerkasse. Alles soll subito in einem neuen Tourismus-Gesetz per 2019 festgeschrieben werden; eine kantonale Steuerreform wird passend dazu vorausgeschickt.

„Gratis“ entpuppt sich als Augenwischerei: Die Touristiker haben den Glauben an den zahlenden Gast verloren und wollen Leistungen durch Steuergelder per Gesetz bezahlt haben. Der Slogan „Skifahren ist bei uns gratis!“ wird wirkungslos verpuffen. Das Skigebiet am Dachberg ist eine wichtige Infrastruktur für Einheimische und Gäste. Vals war und ist jedoch keine Ski-Destination mit Magnetwirkung für Massen. Dazu kommt, der Ski-Markt ist schrumpfend. Die fragwürdigen Steuerbelastungsvorhaben sind Symptombehandlung einer gescheiterten Tourismusstrategie. Eigentliche Leistungsaufträge für die Bahn- und Tourismusbetreiber hingegen wurden bisher nicht präsentiert. Glaubwürdige Vorwärtsszenarien fehlen.

Was aber ist zu tun? Vals muss sich vom Diktat der Schein-Touristiker befreien. Im Dorf muss wieder ein Konsens über eine eigene Valser Tourismus-Strategie erarbeitet werden mit verbindlichen Zielen und entsprechenden Massnahmen, die nicht bloss von einem Teil der Dorfgemeinschaft getragen werden. In der Zwischenzeit müssen wohl oder übel die Defizite von Sportbahn und Verkehrsverein weiter aus der Gemeindekasse bezahlt werden. Die Zweitwohnungsbesitzer zeigen sich zu einem solidarischen Beitrag bereit.

Es ist unangenehm und anstrengend, die Ursachen des touristischen Niedergangs in Vals aufzuarbeiten, die richtigen Schlüsse zu ziehen und geeignete Massnahmen einzuleiten. Doch für eine langfristige Ausrichtung des Tourismus in Vals wird dies unerlässlich sein.

Marcel Meyer
03.06.18 - 15:41 Uhr
Leserbrief
Ort:
Vals
Zum Artikel:
Die Zukunft der Sportbahnen in Vals, Südostschweiz GR 28.5.18
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Danke, Marcel Meyer, sie erklären hier sehr schön, wie sich Touristiker, Privatunternehmer und Politik quasi im Kreis drehen um die eigene Uninspiriertheit, und das den Kunden und Steuerzahlern dann auch noch ganz marketing(un)artig als Erfolg unterjubeln..
http://wilmaa.suedostschweiz.ch/contact/report?cid=4576&destination=/co…
Gratis-Bergbahn?
Bonmot: "Umsonst" ist der Tod, aber der kostet das Leben."
Sie schreiben vom "unfriendly Take-over".
Aufschrift aus diesem Migros-Abfallbehälter:
https://www.imgbox.de/users/public/images/TPRoChXNkj.JPG