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Happy Valentinstag

Am Sonntag feiert die Welt den Valentinstag. Abschätzig auch «Tag der Blumenläden» genannt. Diese Kritik greift zu kurz: Denn die Gründe, warum man jemandem an diesem Tag Blumen schenkt, kommen in den allermeisten Fällen von Herzen. 

Südostschweiz
14.02.16 - 06:42 Uhr

Die ältere Frau sucht sich zwei Rosen aus. Pastellfarben müssen sie sein, sagt sie. «Die lege ich meinen beiden Kindern aufs Grab.» Die Frau kauft auch noch zwei weisse Lilien. «Weil sie so gut riechen und lange halten.» Die Lilie schenkt sie ihrer Schwiegertochter. Wegen des Valentinstags? «Schon auch, aber bis vor Kurzem wusste ich gar nicht, was der Valentinstag überhaupt bedeutet.»

Im Geschäft von Blumen Christina in Domat/Ems verpackt Clara Komazec Rosen und Lilien in Papier mit rosa Herzchen. «Extra Valentinspapier», sagt sie schmunzelnd. Die ältere Frau verlässt den Laden. Sie gehe jetzt zuerst auf den Friedhof, dann zu ihrer Schwiegertochter, sagt sie. «Happy Valentine», wünschen sich Amerikaner und Engländer. Schwierig, der Frau «frohen Valentinstag» nachzurufen. 

Ein guter Tag

Der Valentinstag sei für ihren Laden ein guter Tag, sagt Komazec. «Aber Muttertag ist noch besser.» Sie und ihr Mann Dejan Komazec haben Blumen Christina vor bald zwei Jahren übernommen. Sie hätten viele Stammkunden, sagen sie. «Ciao Reto», begrüsst Dejan Komazac einen von ihnen, der etwas Schönes für seine Frau sucht. «Ich schenke ihr nicht nur an Valentinstag Blumen», sagt Reto Brunner. Immer wieder kaufe er seiner Frau eine schöne Blume, um sie damit zu überraschen. Für den Valentinstag hat er sich für ein spezielles Gefäss mit vier kleinen Vasen mit je einer roten Rose entschieden. «Sie freut sich sicher.»

Am Valentinstag ist Blumen Christina übrigens am Vormittag offen. Sie habe gesehen, dass das alle Blumenläden so halten würden. «Ich weiss zwar nicht, ob noch jemand kommt», sagt sie. «Ich hatte schon die ganze Woche Kunden, die etwas für den Valentinstag gekauft haben.» Im Blumenladen der Kovazec holt eine Frau ihren vorbestellten Blumenstrauss ab. «Für den Valentinstag?» Sie kaufe Blumen für sich, sagt sie. «Aber heutzutage hat ja fast jeder Tag einen Namen.» Vielleicht komme der Valentinstag ja aus Amerika, sie habe allerdings mit diesem Valentin nichts am Hut. Sagts und bedankt sich bei Floristin Clara ganz herzlich für den «wunderschönen und geschmackvollen Blumenstrauss». Genau deshalb komme sie gern in dieses Geschäft. «Sie sind freundlich, kompetent und fleissig.»

Übertriebene Geschäftemacherei

Zwei junge Frauen sitzen an einem Tisch und schauen Alben mit Blumendekorationen an. Die eine heiratet im Sommer und sucht noch den passenden Blumenschmuck. «Mir sagt der Valentinstag gar nichts», sagt die eine. «Ich finde das eine übertriebene Geschäftemacherei.» Ihre Kollegin ist etwas sanfter gestimmt und findet: «Wer Freude daran hat, soll halt etwas schenken, aber ich selber bin noch nie auf die Idee gekommen.» Eine Kunde will ein Geschenk für seine Frau. «Ja klar, ich finde den Valentinstag etwas Schönes.» Er ist dann auch der Einzige, der zugibt, seiner Frau nur am Geburtstag, Hochzeitstag und eben dem Valentinstag Blumen zu schenken. «Aber sie kennt mich und findet mich deshalb nicht gleich einen unsensiblen Trampel.» Der Mann lacht, läuft davon und ruft: «Eventuell kaufe ich noch ein paar Pralinen, dass macht sich immer gut.»

Bischof Valentin von Rom

Geschmackvoll haben Clara und Dejan Kovazec ihr Geschäft auf Valentinstag getrimmt. Allerdings ohne die übliche Anhäufung von Herzen in allen Grössen und Rottönen. «Ich finde, der Valentinstag ist mehr als nur ein paar Herzchen.» Sie sei aber selbstverständlich bereit, ihren Kunden Herzen in die Sträusse hineinzudekorieren. «So viel sie wollen, man kann ja miteinander reden.» Dies sei sowieso eine schöne Seite ihres Berufs – nicht nur kreativ sein, sondern auch mit den Kunden reden und ihre Wünsche erfüllen. 

Apropos Valentinstag, Herzen und Amerika: Die Tradition des Valentinstags wird heute meistens auf die Überlieferung von Bischof Valentin von Rom zurückgeführt. Er soll als einfacher Priester Liebespaare trotz des Verbots durch Kaiser Claudius II. nach christlichem Ritus getraut haben. Dabei soll er den verheirateten Paaren auch Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Auf Befehl des Kaisers wurde der mutige Priester am 14. Februar 269 enthauptet. (Pierina Hassler)

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