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Zwei Churer Modeschöpferinnen: Das Handwerk im Vordergrund

Ladina Kuoni und Ladina Bundi wollen den Wochenmarkt für eine Modeschau nutzen – was dahinter steckt.

Bündner Woche
06.06.23 - 15:13 Uhr
Leben & Freizeit
Voller Vorfreude auf die Modeschau: Ladina Kuoni (links) und Ladina Bundi.
Voller Vorfreude auf die Modeschau: Ladina Kuoni (links) und Ladina Bundi.
Riccarda Hartmann

Von Riccarda Hartmann

Die beiden Designerinnen sitzen im Atelier. Sie unterhalten sich, lachen hin und wieder. Die zwei mit den gleichen Vornamen. Ladina Kuoni und Ladina Bundi. Yin und Yang. Wenn man sich denn auf die Farben der Hemden bezieht, die sie beide an diesem Dienstagmorgen tragen. In feinen Buchstaben steht gestickt auf die weisse Hemdtasche von Ladina Bundi «Mood», der Name ihres Labels und ihrem Laden mitten in der Churer Altstadt. Ladina Kuoni im schwarzen Hemd neben ihr, eine Tasse mit Kaffee in der Hand, besitzt ebenfalls ein Atelier mit einem Laden, wenige Häuser entfernt von Ladina Bundis. Dort fertig sie die Kleidungsstücke für ihr Label «colori di montagna» an. Nähmaschinen. Faden. Stoff. Schnittmuster. Alles, was zur Ausstattung eines Nähateliers gehört, sind in den Räumen beider zu finden.

Dorthin, wo die Leute sind

Sie unterhalten sich über die kommende Modeschau auf dem Wochenmarkt am 10. Juni in Chur, die durch die Strassen und Gassen der Altstadt ziehen wird. Aber von Anfang an: Wie kamen die beiden auf die Idee, eine Modeschau auf dem Wochenmarkt zu veranstalten? «Ladina Kuoni wollte schon immer einmal eine Modeschau machen», erklärt Ladina Bundi. Es sollte jedoch in der Gegend der beiden Ateliers sein, doch die Leute in die Kupfergasse zu bringen, hätte sich als schwierig herausgestellt. Dann sei Ladina Bundi der Wochenmarkt am Samstag in den Sinn gekommen, dann wenn viele Leute in der Altstadt seien. «Man muss dorthin, wo die Leute sind, wenn man nicht so bekannt ist», meint die Designerin von «Mood». Für die Modeschau sei beinahe alles fertig. Die Models kamen zum Fitting, die Kleider sind bis auf ein Stück bereit. Bis auf das Wetter sei alles so weit geplant, meinen die beiden lachend. Durchziehen würden sie es aber bei jeder Witterung. Mit oder ohne Regenschirm.

Die Churer Altstadt einbeziehen

Und so wird es aussehen: Zehn Models, fünf für jedes Label, laufen in Richtung Obertor auf die Obere Gasse, Richtung Martinsplatz, hinunter und auf den Kornplatz und wieder zurück. Die Altstadt und der Wochenmarkt werden einbezogen. Werden zum Laufsteg. «Es geht darum, uns zeigen zu können. Dass es auch Ateliers hier in der Churer Altstadt gibt, die vom Schnittmuster bis zum fertigen Kleidungsstück alles hier produzieren», sagt Ladina Bundi. «Es geht uns mehr um das Handwerk, dass es nicht verloren geht.» Und so wollen sie hinausgehen, am 10. Juni, durch die Gassen der Churer Altstadt laufen, durch den Wochenmarkt, und zeigen, was sie machen. Was ihr Handwerk ist. Denn darin sind sich beide einig. Es sei ein Handwerk, hinter dem mehr stecke, als viele annehmen würden. Nur schon für das reine Nähen einer Hose müsse eine schneidernde Person mit acht Stunden rechnen. Das Ziel ist es, mit der Modeschau das Handwerk in den Vordergrund zu rücken.

Und dafür sei auch der Markt eine geeignete Plattform. «Leute, die an einen Wochenmarkt gehen, interessieren sich schon einmal für die Herkunft eines Produktes», meint Ladina Kuoni. Also ein guter Ort, die eigene Kleidung vorzustellen. Ob es nun Kartoffeln oder Kleider sind, die Leute könnte es interessieren, woher sie kommen und was dahinter steckt.

Laden und Atelier in einem: Dort, wo verkauft wird, werden die Kleidungsstücke auch gefertigt. Bild Riccarda Hartmann
Laden und Atelier in einem: Dort, wo verkauft wird, werden die Kleidungsstücke auch gefertigt. Bild Riccarda Hartmann
Von der Stange auf die Gasse: Bald geht es am Wochenmarkt in Chur mit den Kleidern durch die Altstadt. Bild Riccarda Hartmann
Von der Stange auf die Gasse: Bald geht es am Wochenmarkt in Chur mit den Kleidern durch die Altstadt. Bild Riccarda Hartmann

Die Modeschau sieht Ladina Kuoni auch gerade als einen Abschied an. Ende Juni wird die Designerin von «colori di montagna» mit dem Atelier in der Altstadt aufhören und mit dem Verkauf vermehrt in Richtung online gehen.

Und wie kamen die beiden zu diesem Handwerk? Ladina Bundi lernte Verkauf, wollte aber erfahren, wie Kleider entstehen und woher sie kommen. Also machte sie 2011 ein Studium an der Schweizerischen Textilfachschule in Zürich. «So kam ich als Quereinsteigerin hinein und machte meinen eigenen Weg. Autodidaktisch und ein starker Wille.» Ein Praktikum bei einem Herrendesigner in Zürich zeigte ihr, dass dies ein Beruf sei, den sie sich vorstellen könne, ewig zu machen. 2015 kam sie nach Chur in die Kupfergasse und eröffnete dort ihren Laden, der auch gleichzeitig ihr Atelier beherbergt.

Ladina Kuoni machte ihre Lehre zur Schneiderin und später eine Weiterbildung für Modedesign. Durch die Abschlussarbeit konnte sie dann bereits ihr eigenes Label gründen. Einen Job als Schneiderin zu finden, sei aber schwierig, gerade hier in Graubünden. «Ich möchte meinen Beruf ausüben, aber auch hierbleiben», sagt sie. Und so übernahm sie das Atelier an der Kupfergasse, wo sie die Lehre machte, von ihrer Lehrmeisterin, als diese pensioniert wurde. So haben sich dann die beiden mit dem gleichen Vornamen kennengelernt. Sich gefunden. «Tradition bei uns ist, dass wir immer um vier Uhr einen Kaffee trinken», erzählt Ladina Kuoni. So wie sie ihren Kaffee trinken, organisieren sie auch die Modeschau. Gemeinsam. Yin und Yang. Ladina Kuoni und Ladina Bundi.

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