Wohneigentum: Risiken gezielt absichern
Mit dem Kauf von Wohneigentum geht für viele ein grosser Traum in Erfüllung. Dessen Absicherung ist im Vergleich zu anderen Dingen, die einem lieb und teuer sind, relativ einfach und kostengünstig.
Mit dem Kauf von Wohneigentum geht für viele ein grosser Traum in Erfüllung. Dessen Absicherung ist im Vergleich zu anderen Dingen, die einem lieb und teuer sind, relativ einfach und kostengünstig.
Böses Erwachen bei Sachschäden
In der Freude über das eigene Heim geht die finanzielle Absicherung oft schnell vergessen oder wird unnötig nach hinten geschoben. Aber ein Schaden an der Immobilie oder persönliche Schicksalsschläge können die finanziellen Verhältnisse einschneidend verändern. Und die Liste möglicher Schadensereignisse ist lang. Sachrisiken betreffen beispielsweise die kaputte Wasserleitung, die das Erdgeschoss des Hauses knietief unter Wasser setzt, die Eigentumswohnung, die in Brand gerät, oder den herunterfallenden Ziegel des Hausdachs, der jemanden verletzt.
Wohneigentümer übersehen auch immer wieder, dass die Schweiz ein Erdbebenland ist. Gemäss dem Schweizerischen Erdbebendienst können überall im Land Erdbeben der Stärke 6 auftreten. Mit solchen Erschütterungen ist alle 50 bis 150 Jahre zu rechnen, mit geschätzten Schäden zwischen 11 und 44 Milliarden Franken. Doch sind heute nur etwa 15 Prozent aller Gebäude gegen Erdbebenschäden versichert.
Wie bei der Erdbebengefahr ist der vermeintliche Versicherungsschutz bei vielen Sachrisiken lückenhaft. Und Wohneigentümer wissen oft nicht, wie sie sich richtig absichern können. Nicht selten wird ihnen dies erst im Schadenfall klar. Denn die kantonalen Gebäudeversicherungen decken in erster Linie Schäden durch Elementarereignisse wie Wasser und Feuer ab. Dabei liegen den meisten Schäden hausinterne Ursachen zugrunde, wie etwa ein Kurzschluss im Verteilkasten. Gegen solche Ereignisse kann man sich absichern.
Schicksalsschläge werden gerne verdrängt
Mindestens so gross wie die Sachrisiken sind die Personenrisiken. Schicksalsschläge wie Arbeitslosigkeit, Burn-out, Invalidität oder Tod sind häufiger, als man sich bewusst ist, und führen immer zu einer wesentlichen Reduktion des Haushaltseinkommens. Oder sie verursachen Mehrkosten, wenn das Ereignis jenen Partner betrifft, der mehrheitlich für nicht entlöhnte Tätigkeiten wie Kinderbetreuung oder Haushaltsführung aufkommt – diese Leistungen müssen dann plötzlich anderweitig organisiert und finanziert werden.
Wenn es um die Absicherung der Hypothek geht, denken viele Hypothekarkundinnen und -kunden zuerst an das Zinsrisiko und wählen eine Festhypothek. Dabei geht aber oft vergessen, dass es viel grössere Risiken gibt, nämlich die, die mit Job und Gesundheit verbunden sind. Diese Risiken tangieren nicht nur die Höhe der Zinszahlungen, sondern die grundsätzliche Möglichkeit, Zinszahlungen wie auch Amortisationszahlungen leisten zu können. Was passiert mit dem Haus, wenn einem Wohnungsbesitzer etwas zustösst? Wenn das Einkommen wegen Invalidität über längere Zeit – oder bei einem Todesfall komplett – ausbleibt, werden die Angehörigen nebst der emotionalen Belastung unter Umständen mit der Herausforderung konfrontiert, wie sie Zinsen und Amortisation der Hypothek weiterfinanzieren sollen.
Das Thema Job und Gesundheit betrifft aber nicht primär existenzielle Ereignisse wie dauernde Erwerbsunfähigkeit durch Invalidität oder Tod. Viel häufiger sind vorübergehende Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit. Diese Risiken könnten tendenziell noch grösser werden. So haben psychische Erkrankungen wie Stress, Burnout oder Depressionen in den letzten Jahren stetig zugenommen und sorgen für längere Ausfälle. Dasselbe gilt für Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfälle, die ebenfalls einen Anstieg in den vergangenen Jahren verzeichneten. Auch die angespannte internationale Wirtschaftslage lässt eine wachsende Zahl von Betriebsreorganisationen oder -schliessungen erwarten, die mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sind. Sozialversicherungen decken in diesen Fällen nur maximal 70 bis 80 Prozent des Lohns ab. Betroffene müssen also mit längeren finanziellen Einschnitten beim Haushaltsbudget rechnen. Mit einer speziellen Lebensversicherung lässt sich zur Absicherung der Hypothek vorsorgen.
Risiken richtig einschätzen
Ob Personen- oder Sachrisiken – Menschen schätzen Risiken oft falsch ein. Das führt dazu, dass sie in manchen Bereichen über- und anderswo unterversichert sind. Es ist erwiesen, dass viele dazu neigen, Ereignisse eher zu versichern, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, aber mit einem geringen Schadenausmass eintreten, wie beispielweise den Ausfall des Ferienflugs oder den Bruch des Handydisplays. Also Bagatellschäden, die Versicherte finanziell leicht selbst tragen könnten.
Hingegen werden Gefahren, die ein grosses Schadenspotenzial bergen, gerne verdrängt oder unterschätzt. Gerade beim Kauf des Wohneigentums, das mit sehr vielen positiven Emotionen und Euphorie verbunden ist, fällt es vielen schwer, sich gleichzeitig Gedanken über die Risiken zu machen. Es ist menschlich, zu denken, dass es einen schon nicht treffen wird. Tritt das Ereignis dann doch ein, ist es oft existenzgefährdend und kann dazu führen, dass die gesamten Ersparnisse auf einen Schlag weg sind oder sogar die weitere Finanzierung der Hypothek verunmöglicht wird. Es ist deshalb umso wichtiger, unbeeinflussbare existenzielle Risiken abzusichern. Wer sich frühzeitig damit befasst, muss sich im Notfall keine Sorgen machen. Es empfiehlt sich deshalb, bereits beim Kauf von Wohneigentum die Tragbarkeit bei einer Invalidität, bei einem Todesfall und im Alter zu durchdenken und sich zu den wesentlichen Gebäuderisiken beraten zu lassen.
Für eine geschärfte Risikooptik und eine optimale Risikoabsicherung ist eine Beratung durch Experten empfehlenswert. Und guter Rat muss nicht teuer sein: Die umfassende Versicherung eines Einfamilienhauses im Wert von einer Million Franken kostet oft weniger als der Versicherungsschutz für ein Mittelklasseauto.