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«Klosterkeller» und «ein wenig Fleisch»

An diesem Wochenende finden in Sedrun die Bündner Troccas-Meisterschaften statt. Bei diesem rätoromanischen Kartenspiel ist es Tradition, dass die Spielpartner mit speziellen Begriffen untereinander kommunizieren. Wir weihen Euch in diese Geheimsprache ein.

Südostschweiz
07.01.17 - 16:31 Uhr
Kultur
Troccas-Meisterschaft in Trun am 8. Januar 2012. Bild Rolf Canal
Troccas-Meisterschaft in Trun am 8. Januar 2012. Bild Rolf Canal

Bevor wir zu den speziellen Begriffen kommen, muss zuerst das Spiel erklärt werden: Troccas wird grundsätzlich zu viert gespielt – mit 72 Tarotkarten. Das Spiel geht über vier Runden. Dabei werden Punkte gezählt.

Dieses Kartenspiel wird im rätoromanischen Teil des Kantons Graubünden gespielt und zwar in der Surselva. Zu Beginn des Spiels werden die Karten ausgeteilt. Im Gegensatz zum Jassen wird dabei den Mitspielern mitgeteilt, was man in der Hand hat und ob sich ein weiteres Austeilen lohnen würde.  Auf Rätoromanisch heisst dieses Kommunizieren «tschintschar». Laut den Spielregeln ist es verboten direkt über die Karten zu sprechen. Es ist aber erlaubt, in einer bestimmten und traditionellen Geheimsprache den anderen mitzuteilen, was man in der Hand hält. Dabei werden die Karten geschickt umschrieben.

Karten «von Disentis»

Beim «tschintschar», also wenn ein Troccas-Spieler mitteilt, was er für Karten hat, wird auch auf die regionalen Gegebenheiten eingegangen. Laut Wikipedia galten früher beispielsweise Personen aus Disentis als vornehm und reich. Karten «von Disentis» bedeuten somit Figurenkarten, da der König, die Königin, der Ritter und der Bube vornehm gekleidet abgebildet sind. Es gibt aber noch viel speziellere Ausdrücke.

«Klosterkeller» und «Eine Blume»

Wer «clavau dalla claustra» (Klosterkeller) sagt, meint,  dass er oder sie sehr starke Trümpfe hat. «Dar da freid» (Ich spiele kalt) bedeutet das Gegenteil. Wer diesen Ausdruck benutzt, hat keine Trümpfe mehr. Da kann man nur hoffen, dass diese Person wenigstens noch «Ina femna» (Eine Frau) hat. Das heisst, dass sie mehrere Königinnen in der Hand hält. Etwas ähnliches bedeutet «ina flur» (Eine Blume). Dieser Ausdruck besagt, dass der Spieler zwei Könige hat. Wer «In tec carn» (ein wenig Fleisch) sagt, steht normalerweise in einer Metzgerei und gibt an, wieviel Fleisch er will. Im Kartenspiel Troccas bedeutet dieser Ausdruck, dass man wenig Figurenkarten hat.

Es kann aber sein, dass selbst andere Troccas-Spieler gewisse Ausdrücke nicht verstehen, denn die speziellen Begriffe des «Tschintschars» variieren von Gegend zu Gegend, von Dorf zu Dorf, von Wirtshaus zu Wirtshaus und von Spielergemeinschaft zur Spielergemeinschaft.

Fest steht: Wer möglichst viele Geheimausdrücke kennt, der hat an diesem Wochenende bei den Troccas-Meisterschaften im Schulhaus in Sedrun sicher gute Chancen, Troccas-Meister zu werden. «Buna fortuna!»

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