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Ein Haus in Japan, das sich der Natur öffnet

Auf der japanischen Insel Hokkaidō existiert ein Gelände, auf dem die LXIL JS Foundation experimentelle Architektur fördert. Der in Chur tätige Architekt Raphael Zuber hat dort ein radikales Bauwerk geschaffen, das den Menschen direkt der umliegenden Natur aussetzt.

Südostschweiz
03.01.17 - 05:01 Uhr
Kultur

von Daniel A. Walser

Der in Chur ansässige Architekt Raphael Zuber hat zusammen mit einem Team der Oslo School of Architecture and Design (aho) einen Bau in Taiki-chō, in der japanischen Präfektur Hokkaidō errichtet. Der 140 Quadratmeter grosse Pavillon ist architektonisch experimentell und eröffnet dem Menschen einen ungewöhnlich direkten Bezug zur Natur.

Zuber hat im Studienjahr 2014/15 an der Oslo School of Architecture and Design (aho) unterrichtet. Er nahm zusammen mit Studierenden und weiteren Professoren als Team an dem von der LXIL JS Foundation ausgeschriebenen, internationalen Architekturwettbewerb für Universitäten teil. Der Bauplatz gehört der Foundation und liegt auf derselben Insel wie die frühere Winterolympiastadt Sapporo. Auf dem Gelände wurden bereits fünf andere experimentelle Häuser aus früheren Wettbewerben von namhaften internationalen Universitäten wie der Harvard University, der UC Berkeley und der Keio University errichtet. 

Der Bau inszeniert geradezu die umliegende Landschaft und schafft es, dem Menschen einen fast verloren gegangenen direkten, 'wilden' Bezug zum Leben in Erinnerung zu rufen.

Architektur in der Natur

Alle Gebäude auf dem Bauplatz sind experimentelle Bauwerke und untersuchen das ländliche Potenzial von Architektur, forschen mit ungewöhnlichen Baumaterialien, aussergewöhnlichen räumlichen Situationen oder beschäftigen sich mit den spezifischen klimatischen Bedingungen des Ortes. Doch keines ist derart radikal wie das Bauwerk von Zuber und seinem Team. 

Aufgabe des Wettbewerbes war es, ein Gebäude zu entwerfen, in welchem man «die bissige Kälte spüren kann». Das Ergebnis ist genauso verblüffend wie auch faszinierend: Das Gebäude trennt seine Bewohner nicht wie üblich durch das schützende Innere von der umliegenden Natur, sondern es setzt den Menschen direkt der umliegenden Natur aus. 

Der spezielle Bezug zur Landschaft

Für Architekt Zuber ist es wichtig, «Bauwerken einen tieferen Sinn zu geben». Der Bau soll nicht nur Funktionen erfüllen oder mit Ökonomie umgehen, so Zuber. «Ich strebe einen Mehrwert an, um dadurch einen speziellen Bezug zur Landschaft zu erhalten.» Jeder Ort werde so einmalig. Mit dem spezifischen «Inverted House» lebe der Mensch wieder in einer Art Urhütte.

Entstanden ist ein Bau, der viel mehr ist als ein einfaches Haus. Er hat nicht nur skulpturale Qualitäten. Er inszeniert geradezu die umliegende Landschaft und schafft es, wie es heute selten noch mit Architektur geschieht, dem Menschen einen fast verloren gegangenen direkten, «wilden» Bezug zum Leben in Erinnerung zu rufen.

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