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Es kamen sogar mehr Leute als vor Covid

Mit den Konzerten von Andryy, Lo und Leduc sowie Dabu Fantastic ist die diesjährige Ausgabe des Songbird Festivals Davos zu Ende gegangen. Im Interview mit der DZ zieht Direktor Michel Pernet Bilanz.

Pascal
Spalinger
24.12.22 - 12:00 Uhr
Kultur
Lo und Leduc überzeugten bei der Künzli Holz AG.
Lo und Leduc überzeugten bei der Künzli Holz AG.
zVg/Johannes Frigg

DZ: Michel Pernet, wie sieht Ihre allgemeine Bilanz über das Songbird Festival aus? 

Michel Pernet: Ganz ehrlich – ich hatte vor dem Festival schon ein wenig Bammel. Viele etablierte Konzertveranstalter klagten über 30, 40, 50 Prozent weniger Besucher. Die Rolling Stones und Metallica konnten je nur knapp 70 Prozent der Tickets verkaufen, bevor sie kurzfristig aus fadenscheinigen Gründen ihre Open-Air-Konzerte im Sommer ausfallen liessen. Stephanie Heinzmann sagte gar ihre ganze Herbst-/Winter-Tour mangels Nachfrage ab, und «Rock am Ring» wie auch viele kleinere Festivals gingen Konkurs. Umso überraschter war ich, dass wir den gleichen, ja gar leicht besseren Zuschauer-Zuspruch hatten als vor Covid. Ein schönes Kompliment, das zeigt, wie etabliert und beliebt das Songbird Festival in Davos ist. 

Welche Acts haben besonders gut gezogen? 

Die Etablierten. Alternativ mit grosser Band-Historie wie Sina und Open Season. Oder mit viel Radio-Airplay dank grosser Hits wie Lo und Leduc sowie Dabu Fantastic. Gerade den jungen, talentierten Bands fehlen die Auftritte, die während der Pandemie nicht möglich waren, um sich ein Publikum aufzubauen und sich zu etablieren. Umso mehr braucht es das Songbird Festival, um gerade diesen Newcomern eine Plattform zu sein. Das ist unsere DNA.

Welches waren Ihre persönlichen Highlights? 

Ach, da gab es so viele. Der Schalk von Dabu Fantastic, die Poesie von Tinu Heiniger, die absolute Coolness von Arma Jackson, die so warme Zweistimmigkeit von Anna Kaenzig und Tobey Lucas, die Energie von Open Season, die kratzige Stimme von Argyle, die Lebensfreude von Pat Burgener, die mitreissende Sozialkritik im Brass-Rap von Troubas Kater, der Dialekt von Sina, das Improvisationstalent und der Telefonanruf von Lo und Leduc. Und doch war mein persönliches Highlight mein ganz kleines Team, das die 20 Konzerte in drei Wochen mit ganz viel Leidenschaft gestemmt und bis zum Schluss durchgehalten hat, als wir nach dem Konzert von Lo und Leduc in der Künzli-Halle die Bier-Becher zusammenlasen. 

Wo besitzt das Songbird Festival noch Entwicklungspotenzial? 

Wegen der Energiekrise und der damit verknüpften Inflation sehen wir uns mit massiv höheren Kosten für Technik und Infrastruktur konfrontiert. Auch wurden die Bands nach der Pandemie teurer – kein Wunder, sie haben drei Jahre nicht gespielt und wurden von der Politik ziemlich im Stich gelassen. Darum müssen wir das Festival dringendst besser in der lokalen Wirtschaft verankern und eine Art musikalischen Kristallclub aufbauen, um die Finanzierung langfristig sicherstellen zu können. Wir erfahren zwar unglaub­lichen Support mit Sachleistungen wie exemplarisch Bier, Wein und Drinks für die Musiker von Monsteiner, Kramers und Diageo oder Willkommens-Guetzli für alle Musiker von Schneider, aber damit kann man leider keine Rechnungen bezahlen.  

Wie sehen eure Vorbereitungen für das Songbird Festival 2023 aus? Und wird der Event wieder in ähnlichem Rahmen durchgeführt, oder wird es etwas völlig Neues geben? 

Für mich steht nun erst Mal die «photoSCHWEIZ» an, die ich Anfang Januar in Zürich zum 18. Mal produziere und in deren Rahmen aktuelle Werke von über 200 Schweizer Fotografinnen und Fotografen gezeigt werden. Mehr unter www.photo-schweiz.ch. Das Grundgerüst des Festivals bleibt aber auch 2023 bestehen – die wichtigsten Locations haben mir allesamt schon wieder zugesagt. Auch der Kulturplatz und der Fuxägufer, mit denen wir heuer erstmals zusammengearbeitet haben. Für Überraschungen habe ich jedoch immer etwas übrig...

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