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Schönheit und Vergänglichkeit - Fotostiftung Schweiz zeigt «Manon»

2020 feierte die Schweizer Künstlerin Manon ihren 80. Geburtstag - die Ausstellung «Manon - Einst war sie 'La dame au crâne rasé'» in der Fotostiftung Schweiz musste coronabedingt verschoben werden. Am Samstag geht sie endlich los.

Agentur
sda
16.02.22 - 14:00 Uhr
Kultur

Manon betört und verstört seit Jahrzehnten mit ihren Bildern und Installationen. Sie ist Drehbuchautorin, Bühnenbildnerin, Regisseurin, Schauspielerin und Fotografin. Ihr fotografisches Werk sei «ein Reigen der Schönheit und der Vergänglichkeit, angeführt von 'La dame au crâne rasé', der legendären Serie aus den Jahren 1977/78», schreibt die Fotostiftung Schweiz im Pressedossier zur neuen Ausstellung.

Seit 1982 befindet sich eine Zusammenstellung von Prints aus dieser Serie in der Sammlung der Fotostiftung. Es war die erste fotografische Werkgruppe der Künstlerin, die internationale Beachtung fand. «Manon hinterfragt hier Konzepte von Weiblichkeit und verwendet die Fotografie einerseits als Spiegel ihrer Identitätssuche und anderseits als Möglichkeit, aus Einzelbildern eine lose Geschichte zu weben, die viel Raum für Interpretationen lässt», heisst es weiter. Auch alle weiteren Arbeiten basieren auf der Auseinandersetzung mit Rollenmustern und Lebensentwürfen.

Die Schau in der Fotostiftung Schweiz ist Teil eines Joint Ventures dreier Ausstellungshäuser, mit dem Manons Schaffen 2020 gefeiert werden sollte. Die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen, zu deren Eröffnung das Buch «Manon» erschien, endete noch vor der ersten Pandemiewelle. Die Soloschau im Centre culturel suisse in Paris musste zwar verschoben werden, fand aber 2021 statt. Nun kann die Fotostiftung Schweiz den Querschnitt durch Manons Schaffen endlich abrunden.

Spiel mit den Geschlechtern

Manon wurde 1940 in Bern geboren. In den 1970er-Jahren versetzte sie Zürich mit ersten Installationen und Performances in Aufruhr. Mit ihrem «Lachsfarbenen Boudoir» stellte sie ihr eigenes Schlafzimmer und ihre Weiblichkeit ins Zentrum.

Sie räumte auf mit dem Klischee der Frau als das schwache Geschlecht: Federboas, Stilettos, Schminke und viel Samt und Seide installierte sie als Waffen, mit denen sie sich die Männerwelt untertan machte. Das Publikum zeigte sich seinerzeit schockiert. Manon brach allerdings weiter Tabus und stellte sich selbst zur Schau: 1977 liess sie sich den Kopf kahl rasieren und flüchtete nach Paris.

Bald wurde sie international bekannt mit Environments und verstörenden Live-Performances wie «Sentimental Journey» 1979 in Amsterdam, wo sie während drei Stunden in einem Käfig eingesperrt jeweils für drei Minuten einen Besucher empfing.

Eine wesentliche Ausdrucksform bilden bis heute die Serien inszenierter Fotografie wie «Ball der Einsamkeiten» (1980) oder das Langzeitprojekt «Hotel Dolores» (2008-2011). Manon schlüpft dabei in verschiedenste Rollen und hinterfragt durch präzise gesetzte Inszenierungen gängige Bilder von Weiblichkeit und Erotik.

Die Fotostiftung Schweiz zeigt neben «La dame au crâne rasé» oder der lustvollen Maskerade «Einst war sie Miss Rimini» auch eine Auswahl aus «Die graue Wand» oder «36 schlaflose Nächte» sowie eine grossformatige Neuinterpretation von «Elektrokardiogramm 303/304».

Der fotografische Überblick, der noch zahlreiche weitere Werke umfasst, wird mit Objekten und Interventionen wie etwa der Zeitansage aus «Die gesammelten Ängste» und der SRF-Dokumentation «Manon - Glamour und Rebellion» von Lekha Sarkar ergänzt.

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