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«Schang hätte eine ‘meijöörische’ Freude daran»

Käthy Rhyner-Freitag hat den Nachlass ihres verstorbenen Ehemanns Hans Rhyner durchforstet. Entstanden ist das Buch «Dr Schang meint … und was meint ds Tiidi?», das Kolumnen und Bühnenstücke der Glarner Mundartkünstler vereint.

Rahila
Lütschg
14.10.22 - 04:30 Uhr
Kultur
Mit Herzblut: Rund zehn Jahre trat das Duo «Schang & Tiidi» bei verschiedenen Anlässen auf.
Mit Herzblut: Rund zehn Jahre trat das Duo «Schang & Tiidi» bei verschiedenen Anlässen auf.
Bild Samuel Trümpy

Wie ist das Buch entstanden?

Käthy Rhyner-Freitag: Das Buch «Dr Schang meint» erschien 2012. Das war eine Kolumnensammlung. 2017 ist Hans gestorben. In den letzten fünf Jahren hat er noch viele Kolumnen geschrieben. Dann habe ich mit meiner Familie besprochen, dass ich daraus ein zweites Buch veröffentliche. Ich musste alles auf dem Computer zusammensuchen. Mir kam die Idee, dass man auch Ausschnitte aus unseren Auftritten verwenden könnte. So entstand das Buch.

War das Zusammensuchen schwierig?

Es war sehr emotional für mich. Aber ich war alleine in meinem «Kämmerli» und konnte das dort ausleben. Es hat mir vielleicht auch geholfen, seinen Tod zu verarbeiten.

Für wen ist das Buch gedacht?

Es heisst ja «Dr Schang meint … und was meint ds Tiidi?». Eigentlich ist das Buch für mich und die Familie. Gaby Ferndriger vom Baeschlin Verlag war sofort Feuer und Flamme und wollte das Buch machen.

Und was würde Schang dazu meinen?

Ja, das ist die Frage, was meint er? Hans hätte sicher eine «meijöörische» Freude daran.

Welche Eindrücke vermittelt das Buch?

Darauf bin ich gespannt. Es ist nicht einfach, Mundart zu lesen. Das höre ich oft. Nachdem Hans starb, wurde ich für Lesungen angefragt. Leute sagten oft, dass es ganz anders sei, wenn ich die Geschichten vorlese, als wenn sie sie selber lesen. Manchmal ist es gut, wenn man laut für sich liest. Dann versteht man es eher. Jetzt bin ich auf den Eindruck der Leute gespannt.

Käthy Rhyner-Freitag schreibt vier Mal pro Jahr eine Mundart-Kolumne für die Glarner Nachrichten. (Bild Fridolin Rast)
Käthy Rhyner-Freitag schreibt vier Mal pro Jahr eine Mundart-Kolumne für die Glarner Nachrichten. (Bild Fridolin Rast)

Am Samstag stellen Sie Ihr neues Buch vor. Freuen Sie sich auf die Vernissage?

Ich habe gemischte Gefühle. Auf eine Art freue ich mich, aber ich habe ein bisschen Mühe, im Mittelpunkt zu stehen. Das ist nicht das Gleiche, wie als wir zu zweit auf der Bühne standen. Obwohl ich auch Lesungen gemacht habe, aber jetzt ist es einfach anders. Bei diesen Auftritten war ich ein Programmpunkt, jetzt bin ich die Hauptperson. Davor habe ich ein bisschen Bammel.

Wie viel Zeit hat das Schreiben in Ihrer Ehe eingenommen?

Das war ein grosses Hobby von uns. Wir haben viele Stunden an unseren Auftritten gearbeitet, um unsere Texte zusammenzustellen. Er hat jeweils die Ideen geliefert und ich habe die Verse dazu geschrieben.

Sie haben bestimmt viele Erinnerungen an Ihre gemeinsame Zeit auf der Bühne.

Ja, es sind schöne Erinnerungen. Wir bekamen immer gute Rückmeldungen und wurden oft für Auftritte angefragt. Die Leute hören einfach gerne Glarnerdeutsch. Das bereitet ihnen Freude. Wir hatten auch Auftritte in Bern und Zürich. So haben wir das Glarnerdeutsch an verschiedenen Orten vorgestellt.

Wie kam das an?

Es ist lustig. Die Leute sagen oft, dass Glarnerdeutsch ein schöner Dialekt sei und man uns gerne zuhöre. Ich weiss nicht, ob sie das nur vor uns sagten und hintenrum meinten, dass man uns ja nicht verstehe. Aber wir haben immer schöne Erfahrungen gemacht.

«Dr Schang meint … und was meint ds Tiidi?» ist ab Samstag, 15. Oktober, beim Baeschlin Verlag erhältlich. Die Vernissage findet um 17 Uhr in Ennenda statt, ist aber bereits ausverkauft.

Über Käthy Rhyner-Freitag

Käthy Rhyner-Freitag wurde 1947 in Elm geboren. Seit 54 Jahren wohnt sie in Niederurnen. Sie ist pensionierte Pflegeassistentin und Kinästhetik-Fachberaterin. Mit ihrem Mann Hans Rhyner trat sie rund zehn Jahre als «Schang & Tiidi» auf. Hans Rhyner verstarb 2017. Rhyner ist Mitglied der «Academia Glaronensis» und Vorstandsmitglied des Vereins «Glarner-Mundart-Wörterbuch». Viermal im Jahr schreibt sie Mundart-Kolumnen für die "Glarner Nachrichten". (gos)

Rahila Lütschg arbeitet als Videojournalistin und Moderatorin und ist Teil des dreiköpfigen TV-Teams in Glarus. Nach ihrer KV-Ausbildung bei den «Glarner Nachrichten» hat sie ein Praktikum bei TV Südostschweiz absolviert. Mehr Infos

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