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Novi Sad eröffnet mit Multimedia-Spektakel das Kulturhauptstadt-Jahr

Mit einem aufwendig gestalteten Multimedia-Spektakel hat die nordserbische Stadt Novi Sad am Donnerstagabend das Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 2022 eröffnet.

Agentur
sda
14.01.22 - 09:37 Uhr
Kultur
Mit einem aufwendig gestalteten Multimedia-Spektakel hat die nordserbische Stadt Novi Sad das Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 2022 eröffnet. Foto: Uncredited/AP/dpa
Mit einem aufwendig gestalteten Multimedia-Spektakel hat die nordserbische Stadt Novi Sad das Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 2022 eröffnet. Foto: Uncredited/AP/dpa
Keystone/AP/Uncredited

Die Show mit dem Titel «Zeniteum» startete pünktlich um 20.22 Uhr vor dem Gebäude der Provinzregierung. Mitwirkende und Publikum trotzten eisigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.

Der Schöpfer des Spektakels, der slowenische Künstler Dragan Zivadinov, wollte eine Synthese von Avantgarde-Kunst und Wissenschaften zeigen. Zahlreiche Schauspieler, Musiker, Tänzer und Chorsänger schufen ein visuell ansprechendes Werk, zu dessen Optik auch futuristische Kostüme und raffinierte Lichteffekte beitrugen.

Eine in schwindelnde Höhen ragende Bühnenkonstruktion umhüllte das Provinzregierungsgebäude, im Volksmund «Banovina» genannt. Das architektonische Meisterwerk war im Bauhaus-Stil nach Plänen des jugoslawischen Architekten Dragisa Brasovan von 1936 bis 1939 erbaut worden.

Der Titel «Zeniteum» spielte auf die stilprägende jugoslawische Avantgarde-Kunstzeitschrift «Zenit» an, die in den 1920er Jahren zuerst in Zagreb und dann in Belgrad erschienen war. Regisseur Zivadinov stützte sich auf die Ästhetik des russischen Futurismus sowie der slowenischen Kult- und Post-Industrial-Band «Laibach».

Personifiziert wurde in der Show unter anderem die aus der Nähe von Novi Sad stammende Mathematikerin und Physikerin Mileva Maric, die Albert Einsteins erste Ehefrau war. Ihre Rolle als fachkundige Weggefährtin des Schöpfers der Relativitätstheorie soll auch im weiteren Kulturhauptstadt-Jahr gewürdigt werden.

Als Überraschungseffekt kurz vor Schluss schalteten die Veranstalter live ins Weltall. Von der Internationalen Raumstation (ISS) meldeten sich der deutsche Astronaut Matthias Maurer und zwei russische Kosmonauten mit Friedensgrüssen und Glückwünschen für Novi Sad zu Wort.

Das Kulturhauptstadt-Jahr in Novi Sad steht unter dem Motto «Für neue Brücken», unter Anspielung auf die Lage der Stadt an der völkerverbindenden Donau. Bis Jahresende sollen 1500 Programme unter Mitwirkung von 4000 Kunstschaffenden realisiert werden. Als Hauptstadt der Provinz Vojovodina blickt die 340 000-Einwohner-Stadt auf eine lange multi-ethnische Tradition zurück.

Kritiker des Kulturhauptstadt-Programms bemängeln, dass die Macher auf Schein statt Nachhaltigkeit, auf Effekt statt Tiefe setzten. Weite Teile der unabhängigen Kunstszene in Novi Sad wurden mit dem Kulturhauptstadt-Projekt nicht recht warm.

Den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt tragen in diesem Jahr ausserdem Esch in Luxemburg und Kaunas in Litauen. In Kaunas soll das Kulturhauptstadtjahr am 22. Januar offiziell eröffnet werden. In Esch ist die grosse Eröffnungsparty für den 26. Februar geplant.

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